Daniel Anderson für #kkl3 „Liebe kann…“
SOMMERLUSTSONETT
Ein Gebirge schwimmt im Dunst der Mittagshitze Über einer Landschaft in Hellblau und Gelb In deinem Rücken weht ein Atem aus Sehnsucht Und die Blume kitzelt deine Lippen auf
Zwischen fernem Rauschen der nahen Stadt Und dem Raunen der verträumten kurzen Nächte Hängt dein Atem als gestriger Hauch auf den Häuten Und in den schönen Falten deines Gesichts
Neben dem dampfenden Asphalt wirbelt Staub Saumselig wie ein Tornado in Zeitlupe Durch deine flatternden Lider
Es fliegt vorbei als großer Gesang
Die Schiffe der Sonnen zerteilen den Tag:
Komm küssen – flüstert der Horizont dir zu.

DIE HEILIGE JOHANNA DER SOMMER
ich erinnere mich an ihren warmen bauch, an meinen feuchten Atem zwischen ihren beinen, an ihre zunge auf mir erinnere ich mich auch und an die sommer ohne weinen.
sie lag am see mit ihrem bauch und mein
kopf lag darauf. ihr mund: ein seufzertor, das sich zwischen uns so schön verlor und jeden psalm damit beendete: JA-NEIN.
und heute lebt sie irgendwo und erbt wie ich das alter. und manchmal ist vielleicht ihr bauch noch warm. und in den heute kürz‘ren sommern auch die seufzer leiser für sie und mich.
wir sind taub
wie staub.
Daniel Anderson, Jahrgang 1958, Regiestudium an der HFF „Konrad Wolf“, freier Regisseur, Drehbuchautor, Schriftsteller. Lebt in Deutschland und Israel.
Veröffentlichungen u.a.:
Liebe aus Zigarettenpapier. Lyrik & Miniaturen (Spielbergverlag) Tiefrot, Roman (Spiegelbergverlag)