Sigune Schnabel für #kkl3 „Liebe kann…“
Ich pflügte deine Worte
durch den Frühling.
Am Rand wogte das Gras
zwischen Kornblumen.
In der Morgensonne flocht ich
Blüten zu Kränzen
und band sie dir um die Stirn.
Doch hinter meinem Rücken
stand die Liebe,
das Gesicht voller Schnee.

In dieser Landschaft aus Schlaf
räkeln wir uns: blaue Tupfer
inmitten von Gras.
Mein Gedächtnis liegt verloren
am Wasser, treibt auf und ab.
Der Wind trägt eine fremde Haut
und baut Verfallenes
in das Gelände: mit jedem Wort,
das lautlos von den Lippen brach.
Im Traumgemach schlägt noch ein Herz
die letzte Bitte aus.
Und immer wieder sagen wir uns auf
wie Zahlen, die wir sonst vergessen.

Gebleicht hast du die Wirklichkeit
mit Licht, das in die Irre führt.
Und mich: in Sprache eingelegt,
damit ich haltbar bin
und nicht verderbe.
Heute hat dein Riss
ein Herz, das ich im Sturm
verlasse. Ich fasse mir
ein Märzgedicht in weiße Reime.
Du beißt dir
Zähne an mir aus und wähnst dich
einen Augenblick am Rand
von meinem Glück.
Sigune Schnabel, geb. 1981 in Filderstadt, Diplomstudium Literaturübersetzen in Düsseldorf. Zahlreiche Veröffentlichungen in Anthologien und Zeitschriften, z. B. Die Rampe, Krautgarten, Wortschau und mosaik.
Verschiedene Preise, u. a. Thuner Literaturfestival Literaare und Ulrich-Grasnick-Lyrikpreis 2017 sowie postpoetry.NRW 2018.
MERCK-Stipendium der Darmstädter Textwerkstatt 2021.
Einzeltitel: Apfeltage regnen, Geest-Verlag, Vechta 2017; Spuren vergessener Zweige, Geest-Verlag, Vechta 2019.
Wunderbar
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