Von der Unendlichkeit

Kathrin Freder für #kkl5 „Endlich unendlich, unendlich endlich“



Von der Unendlichkeit

(zu: Caspar David Friedrich,

„Das Große Gehege bei Dresden“,

Staatliche Kunstsammlungen Dresden)


Es ist Abend,

später Sommer an der Elbe.

Ein Boot zieht vorüber,

kaum zu sehen.


Die Elbe,

nicht eingepfercht,

breitet sich aus

im Schwemmland vor mir.


Auf der anderen Seite

des Flusses Elbe

ein dunkler Streifen

mit Wiesen, Bäumen und Hügel.


Darüber der Himmel.

Erst blaugrau die Wolken,

dann orangenes Gelb,

das übergeht in lichtes blau.


Die Elbe

mit ihren Wasserflächen,

die sich ergießen können

über das Ufer hinaus.


Und der Himmel,

der sich öffnet

nach oben hin,

spiegeln Unendlichkeit wider.


Und mittendrin

das einsame Boot.

Zieht vorüber,

nur ein Augenblick.


Dieses kleine Boot,

ich sehe mich darin.

Ich tauche kurz auf

in der Unendlichkeit.


Ein kurzer Moment,

wo ich erscheine

zwischen Himmel und Erde,

wieder verschwinde.


Ich bin traurig,

sehe ich das Boot

mit dem Wissen,

was geschehen wird.


Doch die Weite des Himmels

und die des Wassers

trösten mich,

weil diese bleiben.


Was ist der Mensch

zwischen Himmel und Erde?

Nur eine Erscheinung,

die vorüber geht.


Ist es dann von Bedeutung,

was ich bin in der Welt?

Ich kann es nicht mehr glauben,

betrachte ich das Bild.


Meine Person,

sie ist bedeutungslos

in der Unendlichkeit.

Akzeptiere ich das?


Ich verbünde mich

mit der Wirklichkeit,

erkenn´ ich sie an,

verleugne sie nicht.


Ich sehe das Bild.

Unendlichkeit ist mein Wunsch.

Und ich kann es sein,

verenge ich meinen Blick

nicht auf die Person.



Kathrin Freder wurde 1973 in Riesa geboren. Sie studierte Rechtswissenschaften und arbeitet als Rechtsassessorin in einer Kanzlei. In ihrer Freizeit schreibt sie Gedichte, in denen sie Erlebtes aus Vergangenheit oder Gegenwart verarbeitet. Um sich bestehende Konflikte bewusst zu machen, nutzt sie oft Bilder berühmter Maler und Künstler. So entstand das Buch „Hell und Dunkel sind in uns – Hell und Dunkel, sie sind eins“, in dem sie Bilder Sascha Schneider´s zum Anlass nimmt, um sich mit sich und der Welt auseinanderzusetzen. Auch zu dem berühmten Panorama von Yadegar Asisi „Dresden1945“ hat sie ein Gedicht „Das Ganze gilt es zu wahren“ geschrieben, welches am 06.03.2020 auf dem Facebook-Kanal vom Panometer Dresden veröffentlicht wurde.

Veröffentlicht von Jens Faber-Neuling

Redakteur von #kkl Kunst-Kultur-Literatur Magazin und ZeitenGeist Magazin, Autor, Trainer und Coach im Bereich Bewusstseinserweiterung, glücklicher Papa und Ehemann.

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

%d Bloggern gefällt das: