Bianca Körner für #kkl10 „Der nächste Schritt“
Den ersten Schritt hast du gemacht
und ich dann alle anderen
und ich dann auch den letzten
Ich kann dir nicht mehr
auf halbem Weg entgegenkommen,
hab meinen schon längst verlassen
und wenn ich noch einen Schritt weiter
auf dich zugehe,
bin ich in dir,
gibt es mich nicht mehr.
Stolperstein
Als der Mann aus vergangenen Tagen plötzlich wieder von Liebe sprach, kam auch ich ins Stolpern, ins Sehnen und Wünschen, mehr Hoffen als Glauben, kam ins neue Metaphern finden, ins neue Bilder von uns zeichnen und neue Poesie von uns dichten.
Aber dieses Mal, als der Mann aus vergangenen Tagen plötzlich wieder von Liebe sprach, kam ich nur ins Stolpern und fiel nicht wieder in seine Arme.
Wie oft habe ich unsere Geschichte geschrieben, wie oft unsere Zukunft ausgemalt, in wie vielen Metaphern unsere Liebe versucht festzuhalten.
Er war, mein Ziel, mein Weg, mein Gefährte. Zuletzt nur noch Gepäck, viel zu schweres Gepäck.
Aber mein Herz ist stark, mein Herz ist vor allem störrisch und es trug ihn noch in sich,
lange nachdem er gegangen war.
Wie sehr ich wollte, dass er zurückkehrt, fast so sehr wie ich wollte, dass er bleibt.
Aber als der Mann aus vergangenen Tagen plötzlich wieder von Liebe sprach, kam ich nur ins Stolpern und fiel nicht wieder in seine Arme. Und so sehr wie ich wollte, dass er bleibt, will ich nun, dass er wegbleibt. Und so, als der Mann aus vergangenen Tagen plötzlich wieder von Liebe sprach, kam ich nur ins Stolpern und fiel nicht wieder in seine Arme. Und so, ist es die letzte Metapher, die ich für ihn finde: Er, der Stolperstein in meinem Weg, der mich erinnert. An eine Liebe, die für mich immer nach Poesie klingen wird.
(Stolperstein aus: „Ulrich Grasnick und Almut Armélin (Hrsg.): Abwerfen einer Last, die uns hindert am Gehen. Anthologie zum Ulrich-Grasnick-Lyrikpreis 2019. Quintus-Verlag 2020.“)
Bianca Körner (1990 geboren) lebt mit ihrer Tochter in Berlin und arbeitet als freiberufliche Texterin, Übersetzerin und Lektorin. Sie studierte Germanistik und Romanistik in Dresden, schrieb währenddessen für Studentenzeitungen und veröffentlicht
ihre Gedichte inzwischen in Anthologien und Literaturzeitschriften in Deutschland und Österreich. Man trifft sie auf den unterschiedlichsten Lese- und Slambühnen und auf Instagram (@bianca.koerner)