Steffen M. Diebold für #kkl11 „Es kommt die Zeit“
Im Osten
Gekerkerte Hunde
schnappen nach Licht.
Die Mützen sind tiefer
ins Auge zu ziehen.
Wir trinken die Verse
von Rilke wie Russen
Wodka. Weit weg
wohnt er, der Bär.
Man sagt eine gewisse
Schläue ihm nach.
Juwel
Auf dünner Narbe
Vielfalt pur
azurblau funkelnd
im Saphirschliff
gut geeignet
munkelt man
es sei im Sonnen
system relevant
zumindest für uns
und Ersatz nicht in Sicht.
Wintergrillen
wird immer beliebter;
die sonnigen Tage
sind nur geliehen.
Besser die Sätze
schmieden solange
die Stirn glüht.
Idylle mag sich
sowieso nicht
einstellen, trotz
Haus und Hof,
weder bei Wind
noch bei Wetter.
Dezember. 31. Mittag.
Neungradplus und ganztags
Dämmerlicht das nasse
Wiesenocker müht sich
achtbar allenthalben
hier und da ein Knallfrosch
oder Chinaböller
Hundebellen an der
Jahreswende ist
zu hoffen dass das Neue
wie das Alte ende?

Steffen M. Diebold, Dr. phil. nat., *1967 in Tailfingen (Schwäbische Alb); Studium der Rechtswissenschaften, der Historischen Hilfswissenschaften und der Pharmazie in Tübingen, Frankfurt und Göteborg. Fachapotheker für Öffentliches Gesundheitswesen.
Lyriker, Komponist und Wissenschaftspublizist. Gedichte in Anthologien und Literaturzeitschriften Deutschlands, Österreichs und der Schweiz. Verschiedene literarische und wissenschaftliche Auszeichnungen, u. a. beim Literaturwettbewerb der Akademie Ländlicher Raum Baden-Württemberg 2013; Phönix Wissenschaftspreis 2003; Jokers Lyrikpreis 2003.