Tom Riebe für #kkl11 „Es kommt die Zeit“
der pfad im verdunkelten wald
nur noch von mir begangen
dem einzigen dem letzten menschen
kaum sichtbar noch
die wiederholungen die ihn einst formten
breit und mit klarer richtung
verstrüppt von der zeit
nur ich gehe ihn wieder und wieder
auf zaghaften füßen
dem verschwinden begegnend
einmal werde ich an sein ende gelangen
& mich dort niederlegen
um zu warten
auf mich
den weg zurück
finde ich niemals mehr.
mache die morgenaugen auf
ganz weit
und lasse ruhe in mich ein
licht und begegnen
sehr fremd dies alles
im entkernten gebäude
die räume frisch renoviert
gelüftet und bereit
für neues
sucht ein jedes seinen platz
tag und nacht
spuken noch die alten gespenster
tag und nacht.
meine wimpern klagten leise
als der schnee löchrig ward
& nur hockende inseln blieben
behaucht mit saharasand
& durchsiebt von piktogrammen aus hundepisse.
Tom Riebe (*1966), Studium der Germanistik und Anglistik in Jena. 1995 bis 2008 Organisation von Lesungen, Literaturfestivals und Ausstellungen. 1997 Gründung des Literaturvereins POESIE SCHMECKT GUT. Seit 2011 Herausgabe der Lyrikreihe VERSENSPORN – Heft für lyrische Reize. Mitarbeit an diversen Editionsprojekten. Nach langer Schreibpause seit 2016 neue Gedichte als entfernungstagebuch. Lebt in Jena.
tomriebe@web.de