Friederieke Butzheinen für #kkl11 „Es kommt die Zeit“
Schwerelos
Schau einmal zum Himmel hoch
Kind, sag mir was du siehst
Da schwebt die Wolke wie ein Schiff
Mit Düsen und Raketenschliff
Und wenn du blinzelst, wenn du niest
Von Sonnenlicht und Blütenpollen
Dann ist es fort, davongeflogen
Mit Feuerzauber abgehoben
Gelockt vom fernen Sternensog
Hörst du nicht das rasche Rollen
Der Triebwerke, den wilden Donner
Tausend Grade heißer Gase
Auf dass es in die Höhe rase
In das All mit lautem Knall
Der schnelle Hall
Der Explosion erreicht uns spät
Wenn man ihn dann doch versteht
Ist das Schiff schon lang verschwunden
Es zieht seine weiten Runden
Durch unsre großen Galaxie
Und wieder kommt es vielleicht nie
Siehst du dort die Blätter schweben
Grad noch Sommer ists gewesen
Der Wind trägt sie fast schwerelos
Ist es nicht ganz virtuos
Dass Astronauten ähnlich fliegen
Sie kreisen dort im Cockpit rum
Ohne dabei was zu wiegen
Drücken, legen Schalter um
Steuern Schub, Berechnen Bahnen
Um die Richtung abzulesen
Programmieren sie das Schiff
Umkurven Meteoritenriff
Planet und Sonnenfeuer
Doch am Steuer
Fliegen sie wie
Buntes Laub
Soll uns das vielleicht gemahnen
Dass unser Leben endlich ist
Zwischen schwarzem Nichts nur Staub
Den man in Sekunden misst
Ein Nieser nur, ein Blinzeln gar
Ein Traum, ein Mar
Von fremden Welten
Geträumt im warmen Sonnenlicht
Es dauert viele hundert Jahre
Bis zum nächsten fremden Stern
Lebend erreichen wir ihn nicht
Mit momentanem Wissenstand
Doch wer wird Kinderträume schelten
Selbst wenn der Träumer neunzig ist
Wenn ich in andre Welten fahre
Liebes Kind, mit Stift, Papier
Und einer malerischen Hand
Die plötzlich eine Wolke fand
Welche einem Raumschiff glich
Verharre ich hier nicht
Ich bin nach oben mitgeflogen
Imaginär emporgestoben
Aller Anziehung entzogen
Und ist mein Leben knapp bemessen
All mein Schaffen schnell vergessen
Reis ich doch zu fernen Sternen
Eiszeit
Es kommt die Zeit
Kommt Zeit, kommt Rat
Ratsam
In Raten
Zeiteis wie gefroren
Unverfroren
Und guter Rat ist teuer
Wenn Wellen in Zeitschleifen gefrieren
Wenn Zeitwellen in Schleifen wiederkehren
Wer kehrt dann ein
Verkehrt
Verfroren
Verraten?
Raten auf Raten
Teuer ist alle Zeit
Denn Wellen gefrieren nicht nur
Zu Eis
Sie gefrieren auch Rat
Friederieke Butzheinen schreibt Gedichte, Geschichten, Artikel und Drehbücher. In ihrer Freizeit studiert sie an der Universität zu Köln „Theorien und Praktiken professionellen Schreibens“. Sie ist 25 Jahre alt.