Fiona Grau für #kkl12 „Dazwischen“
I. Morgen
Morgen, lieber Morgen und dass er leicht und ohne Hindernisse (kein Kater, kein Kätzchen) während die Sonne durch die Scheiben; dick von Staub dick vom Schmutz der Tage dick von wankenden Gedanken Vogelsingen wie am ersten Tag.
Heute aber, tröpfchenweise geschichtet eine Malerei oder Zeichnung getupft wie – wer war es gleich, dein Urgroßvater, Urururgroßvater, väterlicher mütterlicherseits? – jene feingliedrig filigrane auf einem Döschen aus Holz; Uhu vor Bäumen, nachtalptraumdurchscheinend Sonnenlaterne hier und glitzerndes Papier Schleier milchig.
II. fliesst
blauschimmernd, Fluss gegen Wimpernschlag und auf deiner Haut die glitzernde Schweißperle Schicht aus Schimmer Schicht aus Wimmer winden wir uns mäandernd denn schon lange gingen wir in der Nacht der langen Nacht ohne Ende ohne Ziel immer dem Wald nach dem Dickicht, fliessend, geschmeidig da tritt dein Fuss dein nackter auf einen Ast; Schmetterlingsbruch nachtblauschimmernd.
III. Atem
fischlippig atmend Lippen an Matte Lippen an Materie Materie aus Watte wattigen Schritts schreitenden Herzens Ruf in der Ferne die Baumgipfel über dem Garten sie tragen wieder, laublos, ihre Kronen in den glatzköpfigen Himmel gestreckt aber hier Atem Mund an Haut Haut an Welt werde ich jemals werde ich und der Himmel immer noch der Himmel von diesem ohrenbetäubenden Blau.

Fiona Grau, geb. 1986 in Freiburg im Breisgau. Studium der Philosophie, Literatur und Politik in Tübingen und Paris. Wohnhaft in Brüssel. Arbeitet in einer Gärtnerei und schreibt. Erste Veröffentlichungen u.a. in der Maulhure (#9) und im Maulkorb (#28).