Angela Schwarz für #kkl15 „Nähe“
(Inspiriert durch Paul Celan; 2007)
Auch ich
Trinke heute Wein aus zwei
Gläsern. Zum Dichter macht
mich das noch lange nicht.
Dem das zweite Glas bestimmt
war, brach ich heute das Herz.
Damals brachte er mir den Schmerz.
Nun sind wir quasi quitt, wie man das so schön nennt
– hab‘ ich damit eine einmalige Chance verpennt?
(Immer noch inspiriert durch Paul Celan; 2012)
Ich trinke Kaffee
aus Deinem gebrauchten Becher.
Zum Dichter macht mich auch das nicht,
doch versuch‘ ich Dir nahe zu sein in
unseren vier Wänden,
auch wenn wir sie nicht zur selben Zeit bewohnen.
Das Leben ohne einander oder aneinander vorbei
sind die Durststrecken im Miteinander,
durch keinen Kaffee oder Wein zu löschen.
Spieler
Tausende sind’s nicht.
Gewarnt wurde ich von Beginn an.
Mag er Katzen deshalb nicht,
weil er an ihnen denselben Spiel-
trieb beobachtet? => Projektion?
Soll ich jetzt jammern, obwohl ich
mich bewußt selbst zur Beute hab‘
machen lassen? Was bleibt ist
Sehnsucht nach Nähe.
Au revoir Repertoire Repête-toi
(inspiriert durch einen Kuss unter Freunden nach gemeinsamen Alkoholkonsum)
Der Alkohol? Ein Versehen?
Für Dich ändert sich nichts
Für mich aber wohl
Sehnsucht nach mehr – Sucht?
Wie eine Zigarette, die immer
als Versuchung da ist, und Dich
anlächelt, so bist Du da
zum Greifen nah – und bleibst
doch unerreichbar.
Ironie des Schicksals?
Weißt Du überhaupt,
wie gern ich’s Dir
beichten würde?
Fast echt
schreibend und mit seinen Photos
erobert er ihr Herz in Windeseile
scheint immer da, immer nah
zum Greifen ohne „be-“
ist so überzeugend
wirkt authentisch
und sie ?
Glaubt.
Labyrinth
Kann man sich verlaufen in einem Irrgarten
der Gefühle? Jetzt sich zusammenraufen
oder lieber noch warten?
Aufgeregt bin ich in seiner Nähe
– wenn man das doch nur nicht immer gleich sähe!
Sind wir beide zu schüchtern für Zärtlichkeit?
Es bedeutet so viel
das ist sicher kein Spiel.
Wann sind wir so weit,
es zu wagen, uns tragen
zu lassen von Leidenschaft, die Kraft
gibt für alle Lebenslagen?
Ob ich verliebt bin
– das kann man wohl sagen:
Nur noch nach ihm steht mir der Sinn.
Annahme
Gesetzt den Fall,
man wäre noch nie verletzt worden,
nicht auf falsche Freunde hereingefallen;
man hätte keine Unwahrheiten wie Honig um
die Lippen balsamiert bekommen,
noch nie Geschenke erhalten, die später schmerzhafte
Erinnerungen wecken durch ihr permanentes Dasein;
man wäre noch nie abgewiesen worden in seinem
Wunsch nach Nähe und Zärtlichkeit,
nicht zurückgewiesen beim Ausleben seiner Sinnlichkeit;
dann könnte man doch einfach Komplimente, Blumen,
Küsse und Streicheleinheiten ohne Hinterfragen und
Gegenwehr, ohne Gegenleistung selbstverständlich auch,
annehmen.
Jünger wie
Ja, wir sind die süd-
deutsche Koalition unserer
Arbeitsgruppe! Ja, ich bin
gute sechs Jahre jünger
wie Du. Ja, ich finde
das ganz schön passend.
Schön und passend.
Als Ganzes.
Lass‘ uns gemeinsam
nach Afrika ziehen!
Ich habe als wissenschaftliche
Mitarbeiterin in Deiner Nähe
zu bleiben.
Überdosis bekommst Du keine,
meinst Du.
Müde Mäuse
eng umschlungen, Arm in Arm
machen sie einander warm
spüren die Nähe
als ob man sie sähe
atmen im Gleichklang
keinem ist bang
zum Kokon wird die Decke
auch ohne dass da wer lecke
es gibt nur sie beide
tun keinem was zuleide
liegen Haut an Haut
es wirkt sehr vertraut
fallen streichelnd in den Schlaf
Waren diesmal ziemlich brav
Angela Schwarz, geboren 1984, ist bei Heilbronn aufgewachsen und hat in Würzburg studiert. Derzeit lebt sie in Westfalen und hat die Liebe zum Schreiben wieder neu entdeckt. Bisher veröffentlichte sie vor allem Lyrik in Anthologien und Literaturzeitschriften.
Bisherige Publikationen (hauptsächlich Lyrik):
– Was alles verloren geht, Vereinzelt solidarisch,
Passivität in der Anthologie „Umbrueche“
(Roloff Verlag, ISBN 978-3-944758-30-5)
– Ich spiele in „Spiel-Spielerisch“, Ausgabe 83; sowie
Auf Abwegen in „UMWEG“, Ausgabe 86 des Heftes ETCETERA,
(LitGes = Literarische Gesellschaft St. Pölten)
– Der echte Osterhase in „Wie aus dem Ei gepellt Band 7“
(Papierfresserchen Verlag, ISBN 978-3-96074-410-8)
– Mit dem Radl in „Un amore italiano – Kennst du das
Land, wo die Zitronen blüh’n?“
(Papierfresserchen Verlag, ISBN 978-3-99051-034-6)
– Süßer Brei in „Wünsch dich ins Märchen-Wunderland;
Märchen für Herz und Seele im Jahresreigen, Band 3“
(Papierfresserchen Verlag, ISBN 978-3-99051-057-5)
– Erstaunlich anmaßend in der Zeitschrift
„Podium: Das Jahrzehnt des Aufbruchs-die 1970er Jahre“
(ISBN 978-3-902886-68-2)
– Einhorn flieeeeg! in der Anthologie „Geschichten zum
Bild Teil 4“ net-Verlag, ISBN 9783957203175)
– Human in „Mensch sein, Herz haben, sich empören –
Anthologie zu den 8. Berner Bücherwochen“
(Geest-Verlag, ISBN 978-3-86685-861-9)
– Gedankengarn in der Zeitschrift „DUM Das ultimative
Magazin No.:99, Pandabär statt Pandemie“
– Der wilde Mann in „Dunkle Nächte, stade Zeit“
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