Nähe

Uta Biehl für #kkl15 „Nähe“




Nähe

Also schreibe ich etwas über Nähe, eine weiblich warme, wenig Raum lassende oder ist sie doch männlich, mollig, was dem Raum auch zu schaffen macht?

Auf jeden Fall notwendig, so wie Gas und Öl, das in Rohren fließt, vielleicht bald nicht mehr oder woanders her, weil doch Russland einen Krieg führt, der die Nähe zerstört, die nie da war, nur aus Zweckgründen angenommen wurde, wie doch alles ein Zweck ist zwischen den Menschen, die die Mittel heiligen, was bedeutet, dass sie alles gut reden, wenn es ihnen nützt.

Aber keine unnötige Strenge, keiner möchte frieren. Kuscheln fördert die Oxytocin- oder Adrenalinausschüttung, die Bindung oder den Kampf im ewigen Reigen, was mich an meine Kindheit erinnert, an den großen Tanzsaal im Gasthof Walden, nach dem Vogelschießen und dem Umzug durchs Dorf.

Wir standen uns gegenüber im sommerlichen Kleidchen, hoben die Hände, machten abwehrende Bewegungen zur Tanzpartnerin hin, gingen Schritte zurück, entfernten uns und sangen Gah vun mi, gah vun mi, ik mach di nich sehn! Danach krümmten wir den Zeigefinger einer Hand, machten lockende Bewegungen, gingen wieder auf das andere Kind zu und sangen Komm to mi, komm to mi, ik bün so alleen! Dann fasste man sich an den Händen, drehte sich im Kreis Fiderallalala, Fiderallalala, komm to mi, komm to mi, ik bün so alleen!

Dieses Spiel wurde mehrmals wiederholt, wobei vor allem die abweisenden Bewegungen mit sehr viel Pathos ausgeführt wurden, aber wer spricht heute noch Plattdeutsch, schon damals eine sterbende Sprache, Ausdruck von Rückständigkeit, die Angst der Eltern, es könnte zum Nachteil sein. Geh weg von mir, geh weg von mir, ich mag dich nicht sehn! Komm zu mir, komm zu mir, ich bin so allein! Und ich sehne sie herbei, die alte Zeit, die mir auch nicht mehr helfen kann, wenn sie denn käme.







„Bilder: Satz Kinderoblaten/Glanzbilder, gedreht und farblich verändert“



Uta Biehl, Jahrgang 1955, Dorfkind, in die Stadt gekommen, studiert, gearbeitet, noch nicht gestorben, schreibend in Vergangenheit und Gegenwart, Kurzgeschichten, Erzählungen, Gedichte, keine Veröffentlichung, aber Selbstversuche bei Epubli.

Ich lebe in Göttingen, seit 32 Jahren, davor in Hamburg, 12 Jahre, davor in der Vergangenheit.





Über #kkl HIER

Veröffentlicht von Jens Faber-Neuling

Redakteur von #kkl Kunst-Kultur-Literatur Magazin und ZeitenGeist Magazin, Autor, Trainer und Coach im Bereich Bewusstseinserweiterung, glücklicher Papa und Ehemann.

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