Tina Brüggener für #kkl15 „Nähe“
Küssen
Küssen für den Frieden wäre gut, sagst du. Weil dann die Angst vergehe und da nur noch Liebe sei.
Ich weiß nicht, ob das stimmt. Ich küsse gerne. Aber dann ist woanders immer noch Unfriede. Das ergibt wenig Sinn.
Du lachst.
Ich denke, dass du ein bisschen in mich verliebt bist. Vielleicht fliegen auch nur ein paar Hormone in deinem Kopf herum. Aber du versuchst es schon länger, also magst du mich.
Ich dich übrigens auch. Sehr. Nur macht Küssen manchmal einiges kompliziert. Das ist zwar gar nicht nötig. Aber selbst, wenn alle Beteiligten vorher bekunden, dass die Lage entspannt sei, ist hinterher oft jemand eingeschnappt.
Also umarme ich dich. Ein bisschen länger als sonst. Frage, ob du an Freiheit und das Jetzt glaubst.
Und da ist ein Zucken in deinem linken Auge. Weil das eben doch nicht so einfach ist.

Tina Brüggener ist in Leipzig aufgewachsen.
2019 erhält sie den 1. Preis des Kurzgeschichtenwettbewerbs „zeilen.lauf“ in Baden bei Wien. Ihre Geschichte „Nähe sammeln“ wird in der „Badener Zeitung“ und in einem Sammelband veröffentlicht.
2020 ist ihre Kurzgeschichte „Pasito a pasito“ für den PERGamenta Publikumspreis nominiert.
Sie verfasst Lyrik, Kurzgeschichten und derzeit ihren ersten Roman.
tinabrueggener.de
Interview mit Tina Brüggener hier.
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