Komm mir nicht zu nah

Karina Peppler für #kkl15 „Nähe“




Komm mir nicht zu nah

Hab ich gesagt

Und einen Schritt zurück gemacht

Für Fragezeichen gesorgt

Und doch es nicht gewagt

Dir zu erklären meine Abnorm


Zwischen uns sind jetzt eins-fünfzig

Und du denkst bestimmt ich sei

Verkopft und verblendet

In meiner Birne nichts als zwanzig

Dreißig, vierzig Tausend jeden Tag

Infektionszahlen schwer wie Blei


Dabei geht’s doch gar nicht darum

Doch gar nicht um Zahlen hier Zahlen da

Doch gar nicht um Verschwörung oder Fakten

Sondern eigentlich um mich

Gefühl und Emotion

Außerhalb der ganzen Show


Fass mich nicht an

Halte Abstand

Wenn du mich nicht so gut kennst

Dass ich es ertrage

Würde ich dir an jedem Tag meines Lebens sagen

Die Zerrissenheit meiner Seele

Hielt mich schon vor

Pandemischen Zuständen

Endemischen Hoffnungen

Unendlichen Hin und Hers

Gefangen


Diese Unruhe in mir

Ja der wünsche ich Corona an den Hals

Auf dass es sie

Ein für alle Mal erlegt

Und mich befreit

Auf dass ich dann

Endlich mal Nähe ertragen kann


Wir sind doch draußen

Sagen deine hochgezogenen Brauen

Ich schäme mich

Dass ich diesen Abstand brauche

Dass ich mich sonst bedroht

Fühle und in die Enge getrieben


Angst vor Corona oder was

Spricht jetzt auch dein Mund

Und ich schäme mich

Dass ich so viel Zeit brauche

Um zu beantworten deine

Rhetorische Meisterleistung einer Frage


Wut greift meine Ruhe an

Meine Gelassenheit weicht

Purer Emotion

Meine Seele entzweit zwischen

Verbaler Eskalation

Und dem Zwang den Mund zu halten


Nein verdammt

Schreien meine Gedanken

Wir sind doch draußen

Und du spuckst mich ja nicht an

Will ich sagen aber schweige

Will immerzu was sagen aber bleibe

Still und schaue nur

Wie sich dein Mund weiterbewegt


Ganz ruhig umspielt ein Lächeln

Deine gehässigen Lippen

Die ich eben noch schön fand

Mach doch kein Drama draus

Jetzt nur noch abstoßend

Selbst meine Schlagfertigkeit tut sich schwer

Dich zu würdigen auch nur eines verstohlenen Blickes


Du hast da was

Sage ich endlich

Und schäme mich nicht

Weil du den Grund nicht kennst

Und verdammt ich ihn dir nicht nenn‘


Du greifst dir an die Stelle

Auf die ich gezeigt hab

Und ich lächle

Du triefst

Meine ich

Vor Präokkupation


Träge betone ich jede Silbe

Und sorge für Fragezeichen

Du wirst sauer

Wirfst mir unbekannte Wörter an den Kopf

Jetz‘ mach doch nich‘ so en Drama draus

Sage ich und gehe


Denn deine Nähe

Die ertrag ich nicht




Karina Peppler, die nicht lange brauchte, um ihre Leidenschaft für das Schreiben zu entdecken, gehört als Kind des Jahres 2003 zwar zur Generation „faul und verwöhnt“, konnte aber noch nie die Dringlichkeit ihrer Worte ignorieren, wenn diese auf Papier drängten. Dabei wirft ihr ihr Hund gelegentlich verschlafene Blicke zu, wenn ihre Geschichten sie mal wieder bis tief in die Nacht wachhalten. In der realen Welt sofort, kommt sie beim Tippen so schnell nicht immer auf den Punkt. 





Über #kkl HIER

Veröffentlicht von Jens Faber-Neuling

Redakteur von #kkl Kunst-Kultur-Literatur Magazin und ZeitenGeist Magazin, Autor, Trainer und Coach im Bereich Bewusstseinserweiterung, glücklicher Papa und Ehemann.

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