Bernhard Horwatitsch für #kkl16 „Der freie Wille“
Der freie Wille ist ein frommer Wunsch
Jeder ist sich selbst der nächste und hofft darauf, dass andere nicht so selbstsüchtig sind wie er oder sie selbst. Kaum erfüllen wir selbst, was wir uns von anderen wünschen. Und wenn doch einmal jemand versucht, den Wunsch zu erfüllen, scheitert er daran. Denn niemand kann die Wünsche anderer ganz ergründen. Er kann sich da nur an seinen eigenen Wünschen orientieren. Wir wünschen uns alle ähnliches. Doch je feinkörniger wir in den eigenen Wunsch geraten, desto weniger erfüllbar durch andere wird er. Denn Wünsche sind mehr als nur ein Begehren, mehr als nur ein Bedürfnis nach etwas was notwendig oder nicht notwendig ist. Wünsche sind oft so feinkörnig, dass dem Wünschenden selbst nicht immer klar ist, was er tatsächlich wünscht. Und der Philosoph warnt nicht selten davor, sich etwas zu wünschen das dann in Erfüllung gehen könnte. So ist die Geschichte von dem reichen Midas angelegt, dem Perserkönig, dessen Wunsch alles solle zu Gold werden, was er berühre zum Verhängnis wurde, da man Gold nicht essen kann. Das Begehren, das Bedürfnis von Menschen lässt sich erkennen und verstehen. Aber sie allein zu erfüllen macht den Menschen nicht aus, führt ihm nichts hinzu und scheitert an unserer Humanitätsideologie. Nicht selten wünscht man sich etwas heimlich, weil es mit Scham oder gar mit Angst verknüpft ist. Gelegentlich wünschte ich mir schon den Weltuntergang. Dieser hochgradig destruktive und auch vermessene Wunsch ist gar nicht so selten und begleitet die Menschheit seit Tausenden von Jahren. Ich wünsche mir die Zeit anhalten zu können oder in ferne Universen reisen zu können. Ich wünsche mir zu wissen, was mich nach meinen Tod erwartet, ich wünsche mir so zu leben, wie ich es mir wünsche. Hier wird das Wünschen zur Verwünschung. Mein eigener Wille gebricht am eigenen Wünschen. Andererseits überlagert mein Wissen immerzu auch mein Wünschen. Wenn ich weiß, dass Hegels Begriffsdialektik sich aus den Monologien des Anselm von Canterbury speist, weiß ich etwas. Mein Wunsch, dieses Wissen zu teilen führt dazu, dass Wissen und Wünschen zu einem Amalgam verschmilzt. Und mit meinem Wissen wächst und gestaltet sich mein Wünschen. Je mehr ich weiß, desto geringer erscheint mir mein eigener freier Wille und wandelt sich hoffnungslos. Denn wie kann ich dann noch zwischen Voluntativ und Optativ unterscheiden? So endet meine Freiheit in einem pragmatischen Rechtsbegriff für den dann das Amtsgericht zuständig ist. Darauf scheiße ich.
Rebellion
Nüchtern, sachlich, wirklich
hat sich mein Leben schief verdreht
bucklig und verwachsen
steh ich auf krummen Beinen.
Bockbeinig von mir aus gesehen
radikal und subjektiv betrachtet:
Es hätte gar nicht besser laufen können.
Wie kommt es zu der Differenz?
von mir zur Welt und der Welt zu mir?
Weil die Welt mir widerstand
sich mir entgegen stellte
Und ich ihr trotzte
und trotzdem stand
mag die Welt mich vergessen
oder falsch bewerten
und ich in ihr untergehen
doch ich bleibe
mir selbst erhalten
Ohne eine Prise Idee ist alles Denken purer Scheiß
Was vernünftig ist, ist wirklich und was wirklich ist, ist vernünftig
Hegels rauschhaftpoetische Sprachkraft kommt von einer Schnupftabakmischung, die mit Cannabis versetzt war. Dadurch befand sich Hegel ständig in einem euphorisierten Zustand, der sichtbaren und hörbaren Einfluss auf seine Sprache gehabt haben muss. Während einer Vorlesung soll der Philosoph so ausgiebig geschnupft haben, dass die Brösel auf dem Katheder ausreichten, um anschließend seine Hörer high zu machen. Georg Wilhelm Hegel lässt sich aber nicht nur im Rausch begreifen. Man muss auch ein guter Chiliast sein. Hegel kommt aus einer Pfarrer-Familie, hat in seinen frühen Schriften zur Theologie geschrieben. Sein Begriff vom Geist lässt sich nicht ohne Bezug zum Heiligen Geist nachvollziehen. Es ist spannend, dass Hegels Kritik an Kant dort ansetzt, wo Kant aufhört zu denken: Bei den Antinomien. Doch der Heilige Geist ist mehr als die Summe unserer kognitiven Fähigkeiten. Wenn man Widerspruch und Widerspruchsfreiheit zusammendenkt haben wir den Begriff bei Hegel. Das wurde meist missverstanden. Es geht hier um einen ganz anderen Ansatz des Erkennens.
Wenn man das Erkennen als eine Art Werkzeug auffasst, eine Art Herangehensweise an das zu erkennende Objekt, dann wird durch diese Art der Herangehensweise, diese Art der Erkenntnis, das Objekt selbst quasi kontaminiert. Würde man aber das Erkennen selbst als die Grundlage für das Werkzeug des Verstandes gelten lassen und nicht zum Werkzeug machen, dessen Bedingung es ist, wäre das Objekt als etwas erkennbar, das man jeweils vom durch den Verstand erkannte abziehen kann. Übrig bliebe der Begriff selbst als etwas, das sich selbst in seiner Idee von sich selbst begründet. Nehmen wir zum Beispiel Hegels Rechtsphilosophie. So wäre zum Beispiel die Gerechtigkeit so eine Idee. Hegels Rechtsphilosophie kommt vom Willensbegriff und dieser vom theologischen Willensbegriff. Weit mehr als bei Kant ist Hegels Wille frei. Im Grunde braucht Hegels Wille das Beiwort „frei“ gar nicht mehr, wäre nur ein Pleonasmus. Als Begriff ist der Wille eine Idee die sich selbst begründet. Mit dem Verstand erkenne ich zum Beispiel, dass eine Verteilung von Gütern auch an Bedürftige Teil einer Gerechtigkeit ist. Gerecht ist aber auch, dass jeder der nach diesen Gütern strebt, dafür etwas tun muss. In dem Augenblick verstrickt sich Gerechtigkeit in eine Antinomie, da jeder Einzelne nach seinem Familienstand in seinen Verdiensten beschränkt ist. Damit aber wäre jede Form von positivem Recht suspendiert. Der Begriff der Gerechtigkeit als vernünftige Wirklichkeit wäre hier dialektisch zu lösen durch die Auflösung eben dieser Antinomie. Die Befreiung aus den Beschränkungen des Familienstandes ist die Idee der Gerechtigkeit, die sich selbst im Subjekt verwirklicht. Nur dann kann auch jeder das Maß an Verdienst erreichen, das ihm die jeweiligen Güter zuführt. Dies ist nicht nur ein negativer Akt der Freiheit, sondern ein positiver Akt der Freiheit. Nun gilt es aber, die Familie zu schützen vor den Übergriffen des Staates. Die nächste Antinomie macht sich auf. Der Begriff der Gerechtigkeit als vernünftige Wirklichkeit muss nun jedem Einzelnen unabhängig von seinem Familienstand und bei Erhaltung seines natürlichen Familienstands ermöglichen, Güter nach Maß eines allgemeinen Verdienstes zu erwerben. Die Identität von Identität und Nicht-Identität würde sich damit im dialektischen Sinne Schritt für Schritt verwirklichen. Und dies ist ein positiver Geschichtsbegriff. Erst wenn allen – dem Arztsohn genauso wie dem Sohn einer alleinerziehenden Hartz-IV-Empfängerin – bei vollem Erhalt ihrer familiären Besonderheit das gleiche Maß an Verdienst ermöglicht wird – ohne dass sie dabei von ihrem Familienstand abstrahieren müssten – um sich die jeweiligen Güter anzueignen, können wir von Gerechtigkeit sprechen. Das ist das Ergebnis einer Erkenntnis, die nicht als Werkzeug agiert oder als Medium, sondern sich als Erkenntnis selbst in der Idee der Gerechtigkeit verwirklicht.
Schreibt sich wie Zucker…, und hört nicht auf bevor es zu Ende ist. Jetzt merke ich immer mehr, was hier bei uns nicht mehr stimmt. Unsere Antinomie ist daher eine Bestimmung der Obrigkeit. Wir haben diese Obrigkeit mehr und mehr ausgeschlossen und damit die Dialektik unterbrochen. Die neo-römischen Verhältnisse können wir erst verändern, wenn wir die Gerechtigkeit auch mit der Staatsmacht denken. Ohne die Staatsmacht dialektisch mitzudenken verweigern wir nur das Denken und landen im Stillstand. All das Demokratie-Gerede ist ohne die Obrigkeit als negativer Bestimmung von Freiheit nicht zu denken. So lange es einen Staat gibt, gibt es gar keine Demokratie und ohne Demokratie keinen Staat. Der Staat ist damit aus dialektischen Gründen zu überwinden und zugleich zu verwirklichen. Das ist voll geiler Geschichtsrausch made by Hegel. Allein dafür muss man ihn lieben.
Hey Bruder, willst du was?

Der eine glaubt, dass das Gehirn die Seele macht (zum Beispiel der Hirnforscher Gerhard Roth) und spricht uns unsere Willensfreiheit grundsätzlich ab. Der andere glaubt wir könnten unser Verhalten selbst konditionieren (zum Beispiel der Motivationscoach Dr. Jens Uwe Martens in einem SZ-Interview) und gibt uns damit wieder die volle Kontrolle zurück. Was stimmt nun? Haben wir einen freien Willen oder nicht? Als guter Philosoph betrachtet man die Begriffe. Der Wille wird meist als Willensakt beschrieben. Das ist eine Handlung mit der ich meine Vorstellung in die Realität umsetze. Für diese Handlung benötigt man eine Form der Energie die dann als Willenskraft bezeichnet wird. Laut dem Motivationstrainer kann man diese Kraft genauso trainieren wie einen Muskel, denn diese Kraft ist das Ergebnis vieler synaptischer Nervenverbindungen in dem Bereich des Gehirns wo dieser Wille angeblich sitzt.
Es ist natürlich komplizierter. Damit ich eine Handlung so umsetze, wie ich sie mir zuvor überlegt habe benötige ich alle anderen kognitiven Fähigkeiten. Zunächst brauche ich eine funktionierende Wahrnehmung. Will ich mir einen Kaffee kochen, dann tut sich ein Blinder deutlich schwerer. Oder wenn man eine schwere Ataxie (Störung der Muskelkoordination) hat verschüttet man immerzu das Kaffeepulver. Oder die Sensibilität der Haut ist gestört, dann kann ich mir durch heißes Wasser schwere Verbrennungen zuziehen. Dann muss ich wach sein, mich konzentrieren können, sonst bin ich ständig abgelenkt und komme nie zum Kaffee kochen. Wenn ich schlafe kann ich keinen Kaffee trinken und wenn ich Kaffee trinke kann ich nicht schlafen. Im Gehirn haben wir ein Netzwerk aus Nervenzellen das vom verlängerten Rückenmark bis zum Thalamus reicht. Vom Thalamus aus gehen dann Verbindungen in alle Bereiche des Großhirns. Das ergibt zusammen eine Art Schaltplan. Eine rhythmische Erregung unserer Pyramidenzellen erzeugt Aufmerksamkeit, Wachheit. Von 6 Hz bis 40 Hz sind wir wach, darunter schlafen wir. Bei 0 Hz sind wir wohl tot. Das kann man mit einem EEG gut messen. Dann hat der Thalamus eine Filterfunktion. Thalamus kommt aus dem altgriechischen thalamos, das heißt Schlafgemach. Er filtert und verteilt unsere Wahrnehmung. Einzig der Riechnerv ist nicht über den Thalamus verschaltet und geht unmittelbar in das Großhirn (Neocortex). Daher ist die Anosmie (schwere Riechstörung) ein erhebliches medizinisches Problem.
Damit ich mich auf eine Sache konzentrieren kann, muss der Thalamus funktionieren als Schaltstelle meiner Wahrnehmungen. Ein winziges Blutgerinnsel kann hier schon für erhebliche Unruhe sorgen. Gefühlsstörungen und heftige zentrale Schmerzen, motorische Störungen mit einer starren Gesichtsmuskulatur, Zwangsbewegungen der Hände und der Finger und psychische Störungen mit Minderung der Aufmerksamkeit, Reizbarkeit, Ungeduld und Schreckhaftigkeit können darauf hinweisen. Bei fortschreitender Demenz sinken Wachheit und Aufmerksamkeit. Die Wahrnehmungssignale werden einfach nicht mehr weiter geleitet. Das bedeutet zum Beispiel, dass ein derart geschädigtes Gehirn die 40 Hz nicht mehr erreichen kann und der Hirnträger zunehmend schläfrig wird. Veränderungen des Stoffwechsels im Gehirn sorgen für Ungemach. So kann es zu einer verstärkten Produktion von Dopamin kommen durch psychische Traumatisierung. Dann ist man reizbarer und die Wachheit steigt. Man ist überwach (hypervigilant) wie beim PTBS, reizbarer und ängstlicher. Man kann seine Emotionen nicht mehr gut kontrollieren.
Zurück zum Willensakt des Kaffeekochens: Das ist ein Problem (etwas vorgelegtes) das man lösen muss mithilfe koordinierter Handlungsabläufe, die höhere kognitive Funktionen benötigen. So muss ich schlicht wissen, wo der Kaffee steht. Ich muss wissen wie man den Wasserkocher anschaltet. Ich muss wissen, dass man das Kaffeepulver in den Filter gibt. Kaffee kochen ist daher nicht selten ein wichtiges Einstellungskriterium. Man muss also fähig sein Probleme zu lösen. Das ist eine Aufgabe für die graue Substanz, den Neocortex. Schließlich muss ich über sprachliches Wissen verfügen. Ich muss überhaupt verstehen, was Kaffee bedeutet. Das ist nun schon eine hoch kulturelle Sache. Vor der Entdeckung Amerikas war Kaffee kochen schlicht unmöglich, das Problem existierte nicht mal. Zuletzt muss man sich noch erinnern können. Sonst müsste man das Kaffee kochen tagtäglich neu lernen. Bei einer anterograden Amnesie (Schädigung des Hippocampus) kann man sich nichts Neues mehr merken. Hier grüßt wirklich täglich das Murmeltier. Der Hippocampus ist unser Arbeitsspeicher für das Gedächtnis. Das sind zwei je zehn Zentimeter große Seepferdchen am Rand des Schläfenlappens. Der wird nachts im Schlaf geleert und die Informationen werden langfristig im Großhirn gespeichert. Das heißt, dass man im Schlaf lernt. Denn erst wenn das retikuläre Aktivierungssystem unter 3 Hz fällt, entsteht Tiefschlaf, die Gehirntemperatur ändert sich und die Filterung wird erhöht. Das Gehirn hat etwas mehr Ruhe von äußeren Einflüssen und konzentriert sich jetzt auf sich selbst.
Im Gehirn geschehen viele wundersame Dinge. Und es ist verständlich, dass Menschen wie Gerhard Roth jetzt glauben, dass wir von diesen Wunderdingen im Gehirn gesteuert werden, quasi selbst nur das Ergebnis dieses Wunders sind. Und je mehr man sich mit dem Gehirn beschäftigt, desto wundersamer wird es.
Jetzt aber das Rätsel: Wenn ich über das Gehirn spreche, spricht das Gehirn gerade über sich selbst? Der größte und auch empfindlichste Teil der oben beschriebenen Netzstruktur ist der Locus coeruleus, der himmelblaue Ort. Er ist schwarz pigmentiert und schimmert an der Hirnoberfläche bläulich durch. Eine Zeitlang galt er als Sitz unseres Ichs. Er ist deutlich der größte Knotenpunkt dieses Netzwerkes und wird über Noradrenalin moduliert. Noradrenalin sorgt für eine Modulation der Nervenzellen sobald etwas Neues auf das Gehirn zukommt. Es ist wirklich der Ort des Lernens. Das funktioniert natürlich nur wenn kein Stress da ist und ausreichend (aber nicht zu viel) Aufmerksamkeit. Ansonsten sind diese Zellen weniger aktiv. Wenn ich über das Gehirn spreche, spreche ich nicht über Beethoven. Habe ich eine Vigilanzstörung, kann das durcheinander geraten. Also wenn mir der Staat eine Sozialversicherungsnummer gibt, ich mich durch einen Fingerabdruck im PA zu erkennen geben muss, dann lernt mein Gehirn, dass Sozialversicherungsnummer und Fingerabdruck Teil der komplizierten Einheit Horwatitsch ist. Mein Gehirn hat gelernt, dass mein Vorname Bernhard ist. Und so weiter. Warum fällt das nicht auseinander? Warum finden Sie in ihrem Computer Dateien, wenn Sie danach suchen? Wenn ich über das Gehirn spreche, will ich das.
So ist der Bogen zum Willensakt gespannt. Die Fähigkeit des Gehirn, sich auf etwas zu beziehen (Intentionalität genannt) findet in der oben beschriebenen Netzstruktur statt. Das Gehirn wiederum unterliegt einer natürlichen Ordnung. Wir nennen das eben Evolution. Ob nun unser epistemischer Status der Neurowissenschaft vollständig das Gehirn beschreibt, kann man bezweifeln. Schon sind wir im philosophischen Tiefenraum angelangt.
In der Rechtswissenschaft ist der Wille vor allem als freier Wille wichtig. Dazu braucht es Bedingungen. Zwang von außen schränkt die Willensfreiheit ein. Krankheiten schränken die Willensfreiheit ein. Daher überprüft der Richter auch die Willensfähigkeit des Delinquenten, denn ein schwer psychisch gestörter Mensch hat nicht genügend Selbstkontrolle um für seine Tat verantwortlich zu sein. Wenn ich Kaffee kochen will, ist das meine Entscheidung. Wenn der Chef will, dass ich Kaffee koche ist es meine Entscheidung dem Willen des Chefs zu entsprechen. Das nennt man dann die Urheberschaftsbedingung. Ich habe Absichten, Gründe, Wünsche und Überzeugungen. Das ist alles angelernter Scheiß (um es postmodern auszudrücken) in meinem Gehirn. Schließlich gibt es Menschen die wollen keinen Kaffee, die trinken lieber Tee (um Tee zu trinken, müsste ich jedoch krank sein). Jeder hat da dann seine Gründe dafür. Die schönste Zeit zuhause war eben die Kaffeezeit. Nichts geht über eine Tasse Kaffee und eine Zigarette. Als Baby habe ich weder Kaffee getrunken, noch Zigaretten geraucht. Ich wusste nicht, dass es so schöne Dinge gibt. Dann habe ich gesehen, jeden Tag wie mein Vater trinkt und raucht. Das hat mein Babygehirn moduliert. Dann musste ich lange warten, bis ich alt genug bin um das auch tun zu dürfen. Das war aber nicht freiwillig, sondern gesetzlicher Zwang. Wenn Sie ihr Kind im Vorschulalter eine Zigarette rauchen lassen, machen Sie sich strafbar. Aber rein handlungsanalytisch ist ein Kind im Vorschulalter in der Lage zu rauchen und Schnaps zu trinken.
Der Streit über die Willensfreiheit ist – wieder postmodern gesprochen, eine Art Schwanzvergleich. Denn man muss schon klären, wie es zu einem solchen Streit kommen kann, wenn wir keinen freien Willen haben. Ist das Gottes Plan? Und rums, sind wir mitten in der Metaphysik. Die Neurowissenschaftler wie Gerhard Roth haben sich in scholastisches Fahrwasser begeben. Haben wir jetzt einen freien Willen oder nicht? Entscheiden Sie selbst.
Bernhard Horwatitsch, *1964, München, Dozent für Recht, Ethik und Literaturgeschichte, hat bereits in zahlreichen Anthologien und Zeitschriften veröffentlicht. Letzter Roman »Das Herz der Dings«, www.mabuse-verlag.de
Akrobat für Gedankenspiele, regelmäßiger Autor im Philosophie-Magazin Lichtwolf (Freiburg) und der Edition Schreibkraft (Graz)
Gespäch / Interview mit Bernhard Horwatisch und Jens Faber-Neuling HIER
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