Florian Meurer für #kkl17 „Begegnung“
Abschied
Herbstgrauer Abend und vorgezogene Nacht.
Ich schlag den Mantelkragen auf.
Und ein Glas Rotwein noch.
Wir trinken
Von Abschied zu Abschied.
Nordwind wirbelt Schnee in unser Schweigen,
Kein Weg führt mehr
Von Mund zu Mund.
Pfingstwunder
Werd ich im Winter nicht erwarten.
Ich fahre heim und lese,
Blätter in alten Papieren.
Der nie versandte Brief an Dich
Verschimmelt im Archiv.
Strand
Suchst Du nach Treibgut, unten am Meer
Dann schau in die Wellen.
Du siehst mein Gesicht.
Ich komm aus dem Wasser auf den Strand,
Den Rucksack mit Kieseln gefüllt.
Steine in den Taschen,
Auf jedem ein Wort.
Ich komm aus dem Wasser, dem tiefsten,
Triefend, voll Seetang.
Du siehst mein Gesicht,
Du hörst meine Stimme.
Winterkrieg
Immer bleibt ein kurzer Augenblick.
Für uns
Einzuhalten die Schweigepflicht
Zwischen den Fronten.
Immer bleibt ein sanftes Lächeln.
Für uns
Kein Handschlag mehr.
Nur brennende Höfe, Winterkrieg.
Und über dem Schnee friert das Blut.
Drei Tage und drei Nächte, Liebste
Bleib ich noch.
Ein Ende zeigt sich
Im eisernen Schweigen,
Im ausgezehrten Wort.
Zurückkehren (Gesang über die Nacht)
Sturmnacht, schwarzbedeckte Stunde
Und über der Stadt kalter Schlaf.
Ein Glockenschlag verweht.
Und ich entzünde unser altes Buch.
Kalenderseiten, aufgeschriebene Worte,
Gedachte Gedanken, verklungenes Lachen.
Nur Glut bleibt, Aschestaub
Sind unsere Stimmen im Wind.
Doch dies muss noch geschehen –
Ich gehe die Lichtgrenze entlang,
Den schwarzen Pfad.
Durch diese Nacht
Fürs eigene Herz.
Und klopf an Deine Tür.
Florian Meurer, Jahrgang 1987, schreibt Gedichte seit dem Jahr 2004. Seit 2008 gab es einzelne Veröffentlichungen auf Online-Blogs sowie in Anthologien und Zeitschriften. Zuletzt wurden drei Gedichte in der Literaturzeitschrift SYLTSE und eines beim Eastword Verlag in der Anthologie „Lyrik des Jahres 2021“ veröffentlicht.
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