Niklas Lakemann für #kkl17 „Begegnung“
Deutsches Theater vs. Seifenblasen
Die Sonne scheint mir ins Gesicht. Ich lese ein Buch, gut sichtbar für alle Passanten. „Deutsches Theater“ – Stuckrad-Barre, Deutsche Selbstinszenierung meinerseits. Eigentlich erwecke ich vielmehr den Anschein in diesem Buch zu lesen. Tatsächlich schaue ich immer wieder auf und beobachte die Menschen. Wie sie in der Sonne sitzen, ihr Mittagessen essen, sich einander unterhalten. In mir die Hoffnung zurückbeobachtet zu werden – vergebens. Deutsches Theater um mich herum. Bin ich Teil der Inszenierung oder bloß stiller Beobachter?
Dann fällt sie mir auf: eine Frau legt ihre Tasche auf der Bank ein paar Meter neben mir ab. Was hat sie da? Sind das? Tatsächlich, es sind Seifenblasen! Sie beginnt sich tänzelnden Schrittes umherzubewegen und pustet Seifenblasen in die sonnendurchflutete Luft. Ich komme nicht umhin sie zu beobachten, wie sie dort Seifenblase um Seifenblase hinauspustet. Mit so einer puren Freude, mit so einer liebenswerten Echtheit, während ich dort weiter still den Lesenden mime. Der leichte Wind treibt die Seifenblasen zu mir, sie zerplatzen vor meinen Augen. Jede Seifenblase wie ein eigener Moment, dem sie Leben einhaucht.
Ich schaue zu ihr hinüber, sie schaut herüber. Soll ich zu ihr gehen? Soll ich sie ansprechen? Aufgeregt sitze ich da und überlege, ob und wie ich das tun könnte. Währenddessen beobachte ich weiter die Seifenblasen. Bis auf einmal keine Seifenblasen mehr kommen.
Ich schaue wieder zu ihr hinüber: sie ist weg. Die Chance sie anzusprechen, sie kennenzulernen: verflogen, geplatzt mit der letzten Seifenblase.
Niklas Lakemann, geb. 1997, Student aus Nordhausen.
Ich gehe gerne mit Sprache um und habe in den letzten Monaten die Freude am Schreiben wiederentdeckt. Nun suche ich Gelegenheiten für erste Veröffentlichungen meiner Texte.
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