Bettina Radermacher für #kkl17 „Begegnung“
Von der Liebe eingeholt
Kannst du uns beim Umzug helfen? Sophia schaut von ihrem Cappucino hoch in zwei dunkle warme Augen und erkannte die Seele, die sich in ihnen verbarg.
„Ja klar,“ hörte sie sich sagen. Leicht hypnotisiert starrte sie weiter durch zwei Tore in unergründliche dunkle Pupillen. Das ganze Café um sie herum verblasste. Sie griff spontan ihre Tasche, zahlte mechanisch und lief dem Besitzer der dunklen Augen hinterher, der sich als Gottfried vorstellte. Die Wohnung schien nah oder doch weiter weg? Raum- und Zeitgefühl waren ausgeschaltet. Wer hier wem helfen wollte und warum sie, Sophia, ferngesteuert mitlief, lässt sich durch ein Blackout erklären. Völlig ungeerdet und losgelöst durch einen einzigen Blick in Trance gebeamt! Zum Glück in eine Art Halbtrance, denn Sophia war sich schon bewusst, was sie tat. Sie beobachtete sich selbst, wie sie Kisten zum Aufzug trug. Zwei Augenpaare suchten sich immer wieder, um ineinander einzutauchen. Und sie ließ sich einfach fallen.
„Weißt Du nicht, dass Gottfried mit einer Psychologin zusammenlebt?“ Diese realitätsharte Aussage von Bernhard, einem Studienkolleg, holte Sophia aus ihrem Ausnahmezustand der Gefühle. Ihr Handeln verlor die Unschuld. Mit diesem Wissen konnte sie sich nicht mehr frei von weltlichen Gedanken und Gefühlen in gemeinsame Schwingungen begeben. Die Realität, der Alltag, stand nun dazwischen. Von Gottfried wusste sie zwar, dass er angeblich Drehbücher schreibt, doch sein Name, das ganze soziale Umfeld war bisher kein Thema gewesen. Nun schlich sich der verletzte Blick einer traurigen Freundin in ihre Gedanken. Weitere Treffen sagte sie ab.
Zehn Jahre später erhielt Sophia einen Job beim Film und saß an großen Drehplänen, um die Einträge zu aktualisieren. Gottfried kam herein, stellte sich als Produzent vor, legte seine Füße auf den Tisch und
erzählte, von seiner Verliebtheit und Ehe mit einer jungen Mutter. Die Psychologin war das nicht und Sophia beendete den Job nach drei Tagen. Seine Augen schauten jetzt ernst, streng und sehr machthungrig. Gottfried wurde selbst Vater ging und mit der Family nach Köln.
Sophia erschrak, diese Augen kannte sie, die ihr auf der Straße entgegenkamen. Dunkel wie eine angsteinflößende Nacht, umrahmt von einem fahlen Gesicht, das einige Schicksalsschläge geschockt hat. Gottfried war nach zehn Jahren mit seiner Family in die Stadt zurückgekehrt und wohnte in derselben Straße wie Sophia. Sie sah seine Frau öfter, die sie als ehemalige Cafébedienung wiedererkannte. Nun hielt sie ihrem Ehemann jahrzehntelang den Rücken frei, während Sophia ihr Leben immer selbstbestimmter plante.
Sophia sprang schnell in die Tram und staunte. Über 30 Jahre waren vergangen. Gottfrieds Augen wirkten vertrauensvoll wie beim ersten Mal. Und trotz des neuen
alten Zaubers um sie herum, war nun ein normales Gespräch möglich. Sie plauderten über seine vergangene Ehe. Er war auf dem Weg zum Gericht und lamentierte über die Spätfolgen seiner Scheidung. Sophia riet ihm, ein Drehbuch darüber zu schreiben. Er lächelte und berührte ihre Hand, die sich an einer Stange festhielt. Als er aus der Tram ausstieg, schaute sie ihm nach und lächelte durch ihn und seinen Schatten hindurch in den begonnenen Tag hinein.
Die Erzählung „Von der Liebe eingeholt“ auf You-Tube-Kanal hier zu hören:
Aus dem Buch „Gott lächelt – Meditationslyrik & Erzählungen“: Bücher
Ende und Anfang
Ein klarer Schnitt,
ein schnelles Ende,
hilft dem nächsten Schritt
und fördert die unvermeidliche Wende.
Du gehst,
bevor wer dich rausschmeißt.
Da du die Menschenwürde verstehst,
werden Betroffenheitsgefühle kurz vereist.
Es ist, wie es ist,
vertrau auf deine Talente –
Du weißt genau, wer du bist –
benutze sie ausschließlich Al Dente.
Schau nach vorn,
Türen öffnen sich weit – .
Dein Geist, dieser kitzelnde Ansporn,
ist für die richtige Herausforderung bereit.
Bettina Radermacher, M.A.,
1954 in Nordhorn geboren, studierte in Mainz und München Publizistik, Philosophie, und Logik sowie Textiles Gestalten. Nach dem Studium arbeitete sie fünf Jahre in der Textilrestauration des Münchner Museum-fünf-Kontinente.
Nach längeren Studien-Aufenthalten in einem hinduistischen Ashram in Nordindien, unterrichtete sie über 20 Jahre Yoga, Meditation, Entspannung und Mental bevor sie sich wieder ganz dem Christentum zuwandte.
Heute arbeitet sie freiberuflich als Autorin und Sprecherin sowie als Coach bei spirituellen Krisen. Ehrenamtlich moderiert sie bei Radio Horeb die Sendung: „Gott hört Dein Gebet“. Mit der Lobpreisband Gennesareth singt sie während Heiliger Messen und spricht ihre Meditationslyrik zu Eucharistischen Anbetungen.
Ihre Lyrikbände: „Schüsse und Küsse – Lebenslyrik & Textilkunst“, „Trost – Gedichte & Aphorismen“, „Jahresringeleien – Lebenslyrik“.und „Gott lächelt – Meditationslyrik & Erzählungen“, „Dialog mit Gott – Meditationslyrik & Gebete“ sind erhältlich bei Amazon.
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