Etwas Besseres

Anna Spiegels für #kkl18 „sowohl als auch“




Etwas Besseres

Die Tür fiel ins Schloss. Sie fiel zu und ich schrie auf. ,,Du Bastard! Du idiotischer Vollidiot!” Ich schaute auf den Teller, der mir eben aus den Händen gerutscht war und hob die Einzelteile auf. Das war alles nur wegen ihm! Aufschreiend ging ich in den Garten und pfefferte die Porzellanstücke auf den Rasen, der auch schon bessere Tage gesehen hatte. Die Sonne knallte fröhlich auf die kleine Stadt und ich wünschte, ich könnte jetzt in einer Stadt am Meer wohnen. Aber nein, ich wohnte ja in dieser verdammten Stadt. Ohne Meer. Ohne ihn. Mit feuchten Wangen betrat ich das Haus wieder, warf die Reste in den Mülleimer und schaute aus dem Fenster. Er saß dort. Er saß auf einer Bank und schaute ins nichts. Trotz der Distanz konnte ich erkennen, wie seine Augen glitzerten. Wi konnte er nur?! Eine Minuten später war er nicht mehr alleine. Das Hupen eines Autos, das mich nicht die Straßenseite überqueren gesehen hatte, ließ ihn hoch schrecken und nun starrte er mich seit einer gefühlten Ewigkeit an. Es war dieser fragende Blick, bei dem ich früher immer lächeln musste. Jetzt machte er mich nur noch wütender. Ich wandte den Blick ab und fragte: ,,Warum? Gibt es einen guten Grund?! Hast du jemanden besseres getroffen? Weil, wie du eben so schön gesagt hast, da kommt bestimmt noch was besseres für mich. Etwas besseres als du! Dann hast du das doch auch verdient, oder?” Er zuckte zusammen. ,,Tu nicht so! Das ist doch exakt das, was du gesagt hast! `Irgendwann treffen wir uns wieder und dann hast du zwei Kinder und ich wohne in den Südstaaten mit einem netten Mädchen zusammen.´ Also war ich genau das für dich?! Ein nettes Mädchen?! Aber egal, am Ende bist du auch nichts anderes als ein kurzes Abenteuer. Nichts besonderes. Ich hätte Tom nach unseren ersten zwei, drei Dates nicht abservieren dürfen. Wäre doch die bessere Wahl gewesen!” Ich versuche tief Luft zu holen. ,,Aber hey, du hast das richtige getan! Zu hundert Prozent. Da stimme ich dir vollkommen zu.” Er war wieder alleine auf seiner Straßenseite. Ich atmete ein und aus. Alles gut. Mit Tränen nassen Wangen drehte ich mich endgültig um und betrat unser, nein mein Haus. Am Küchentisch sitzend realisierte ich mit meiner Flasche Tequila etwas. Es gab zwei Arten von Menschen. Die Art, die Schluss machen und dem anderen ein besseres Leben wünschen. Sie stellten sich schlechter hin oder versuchten die andere Person so sachte es ging stehen zu lassen. Und dann gab es Menschen wie mich. Die Arschlöcher, Wir waren die, die den Schmerz lieber weitergaben statt selbst damit umgehen zu können, zu wollen. Aber am Ende tat es beiden weh. Sowohl dem Guten als auch dem Arschloch. Beide waren wieder alleine. Beide mussten sich ein neues Schloss bauen.




„Mein Name ist Anna Spiegels und ich bin 15 Jahre alt. Ich besuche nach dem Sommer die 10.Klasse eines Gymnasiums in Brühl (NRW). Ich schreibe gerne Kurzgeschichten und allgemein kürzere Texte“






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Veröffentlicht von Jens Faber-Neuling

Redakteur von #kkl Kunst-Kultur-Literatur Magazin und ZeitenGeist Magazin, Autor, Trainer und Coach im Bereich Bewusstseinserweiterung, glücklicher Papa und Ehemann.

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