Bernd Watzka für #kkl20 „bedingungslos“
Die präzise Friedenstaube
Die Friedenstaube fliegt unglaublich flott
über Weizenfelder, verlassen von Gott.
Sie flitzt dahin mit stoischer Miene;
ohne auf, ohne ab – wie auf Schiene.
Wohin wird sie den Frieden bringen?
Dürfen wir bald „War ist over“ singen?
Seht hin, das pfeilschnelle Tier
hat schon ein Haus in seinem Visier.
Die Friedenstaube fliegt kerzengerade
ins Hauptquartier der Generalsbrigade.
Ein Krach ertönt, wie von einer Kanone!
Die Friedenstaube war – eine Drohne!
Die Martinigans
November ist’s und die Martinigans
plagen düstere Ahnungen.
Schwer ihr Körper, schwer die Gedanken;
im Hals spürt sie Verspannungen.
Dann die Idee! – sie tauft sich um
auf den schönen Namen Franz.
Der Trick gelingt und die Franzigans
bleibt heuer zu Martini – ganz.
Phönix aus der Asche
Ein Grummeln unterm Aschehaufen,
ein Kratzen, Schaben und ein Schnaufen
wie von einem, ich verrät es dir
auferstandenem Fabeltier.
Tatsächlich, seht, die Asche bebt,
der Phönix sich ins Freie gräbt.
Man sieht den Schnabel, grüne Schwingen
und feurige Augen, die durchdringen.
So taucht er auf, die Klauen breit,
und schüttelt die Asche vom Federkleid.
Er schaut sich um und krächzt „O Graus!
Wie schaut’s hier auf Erden aus?“
Kein Mensch, kein Tier und auch kein Baum.
„Alles verbrannt, ich glaub es kaum!“
Verdrossen senkt er seine Lider;
der Anblick hier ist ihm zuwider.
Was tun? Lang überlegt er hin und her –
der Phönix ist nicht irgendwer –
Dann fasst er endlich den Entschluss
Zurück in die Asche – ist der kleinere Verdruss.
Bedingungslose Liebe
Lars der läufige Leuchtkäfer umgarnt
ein Glühwürmchen, das heller leuchtet
als das Sternenzelt am Himmel.
Lars tanzt und balzt – und sein Verlangen
wächst; und wächst.
Das Glühwürmchen jedoch
zeigt ihm die kalte Schulter
und rührt sich nicht vom Fleck.
Da wird‘s dem Lars zu blöd.
Verrückt vor Lust stürzt er aufs Würmchen
und sieht zu spät: es ist ein Birnchen!
Sein letztes Wort, das ist ein „Pfff“.
Bernd Watzka

Videos von Lesungen: facebook.com/bernd.watzka
lebt und arbeitet in Wien als Lyriker und Dramatiker. Studium Germanistik, Mag.phil.
LYRIK / VERÖFFENTLICHUNGEN
Tiergedicht „Die Läuse oder Das Blut des Wirtes“ erscheint in der Herbstausgabe 22 der Literaturzeitschrift „Podium“.
Tiergedichte „Das liebe Gnu“ und „Der Panther (nach Rilke)“ erscheinen im Gedichtband 2022 der „schule der dichtung“
Tiergedicht „Der Kranich aus Kiew” aus dem Tiergedichte-Zyklus „Wenn Wale weinen“
in der Anthologie des Ulrich-Grasnick-Lyrikpreises
LYRIK / LESUNGEN
Read!!ing room, 2. 9. 2022, Lesung aus „Wenn Wale weinen”
Stuthe Quickie Open Stage, 16.7. und 7. 5. 2022. Lesungen aus der Tiergedichte-Sammlung „Wenn Wale weinen“
Open-Stage Cafe Baharat, 2. 6. 2022, Lesung aus der Tiergedichte-Sammlung „Wenn Wale weinen“
Ideenlandebahn, 28. 4. 2022. Lesung aus der Tiergedichte-Sammlung „Wenn Wale weinen“
Lyrik-Preise beim Künstlerischen Wettbewerb der Uni Leoben, 1980er-Jahre
1993: Beginn der Arbeit an Tiergedichten, Fortsetzung 1996 und 2022
BÜHNENSTÜCKE (Auswahl)
HÖDLMOSER, UA 2022. Teilnahme am Festival „steirischer herbst 22“
SANDLAND, 2021. Preis der Akademie für gesprochenes Wort (Ute Kutter Stiftung/PEN Zentrum)
Feuersalamander 451, UA 2018, Eingeladen zu den Heidelberger Theatertagen 2019
TRAKL. Ein Totentanz (Short Cut) 2015 im Burgtheater/Kasino (SchauSpielBar)
Penthesilea, Publikumspreis beim Dramenwettbewerb „Salz 3“ des Theaters Lüneburg (D) 2013
Penthesilea’s Pussy In Great Riot: Publikumspreis beim Dramenwettbewerb „Salz 3“ des Theaters Lüneburg (D), 8.6.2013, Aufführungen: Favoritner Kultursommer, Mimamusch 2013
Occupy Burgtheater! am 3.6.2013 (Regie: Steffen Jäger), Finalteilnahme beim Dramen-Wettbewerb „Empört euch“ (98 Einsendungen) im Theater Drachengasse. Gefördert vom BMUKK.
Erfolgreiche Teilnahme an den Drama-Slams Nr. 27 und Nr. 28 im TAG mit den Stücken „Occupy Burgtheater“ (Februar 2013, Platz 2) und „Penthesilea’s Pussy In Great Riot“ (April 2013, Platz 1)
KUNSTINSTALLATION: SCHLECHTWETTERMUSEUM, seit 2019 in Wien-Mariahilf
AUSZEICHNUNGEN UND STIPENDIEN
Vielzahl an Arbeitsstipendien, Dramatikerstipendien, Bezirksförderungen und Förderungen von Gemeinden
Preis beim Wettbewerb „Vinum et Litterae 2009“ für das Dramolett „Penthesilea“. Jury: Ulrike Beimpold, Gerhard Tötschinger, Cornelius Obonya. Gelesen in Krems, Oktober 2009
Preis bei der Internationalen ORF-Hörspieltagung in Rust für „Kannibalinnen im Avocado-Dschungel des Todes“ (1994, mit Nadja Maleh)
DIVERSE VERÖFFENTLICHUNGEN
Veröffentlichung des Kurzdramas „Sandland” in der Anthologie „Wächst das Rettende auch?”
(Hg.: Thomas Knubben, Uta Kutter, Hubert Klöpfer, Kröner Verlag, 2021)
Kurzdramen in den „Freiberger Leseheften” (D), Nr. 6 (2003) und Nr. 7 (2004)
Veröffentlichungen in Literaturzeitschrift „Federstiche“ 1990er-Jahre
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