Karla Witschurke für #kkl20 „bedingungslos“
Für immer im leeren Raum
Wir liegen auf dem Dach. Warme Ziegel erinnern an die Hitze des Tages. Warmer Wind fährt uns durch die Haare. Leises Plätschern, dort wo der Fluss auf den See trifft. Deine Hand liegt auf meinem Bauch.
Wir schauen in den Himmel, sternenklar, Neumond. Man kann die Milchstraße sehen. Ich fühle mich als würde ich schweben, sein im leeren Raum.
Ich drehe meinen Kopf nach rechts. Dein Blick konzentriert nach oben gerichtet, deine Augen spiegeln die Sterne, dein Mund bewegt sich als würdest du mit dir selbst sprechen.
Ich springe auf. Küsse dich auf die Stirn, ziehe dich hoch, lache. Du schaust mich verwundert an, ziehst mich an dich, küsst mich.
Ich renne los. Ziehe dich hinter mir her, wir rennen gemeinsam zum See. Das Wasser ist schwarz und glatt, kaum zu unterscheiden vom Himmel. Kein Geräusch, nur ein leises Plätschern und das Rauschen des Windes, der durch die Baumwipfel des angrenzenden Waldes fliegt.
Ich ziehe mir mein Kleid über den Kopf. Springe ins Wasser, breche die stille Schönheit des Sees, Kreise ziehen ihren Weg.
Ich tauche unter. Auf einmal ist alles stumm, verlangsamt. Ich fühle mich als würde ich schweben, sein im leeren Raum. Ich will diesen Moment für immer erleben, ich möchte hier nicht wieder weg, ich will nicht, dass die Zeit weiter geht.
Ich sehe das Schwarz des Wassers, das Leuchten der Sterne, das Strahlen deiner Augen. Ich höre die Stille des Wassers, das Plätschern des Flusses, deine tiefe Stimme. Ich fühle die Kälte des Wassers auf meinen Armen, die Wärme der Steine im Rücken, deine Hand auf meinem Bauch.
Die Zeit bleibt stehen, für immer, bedingungslos.
Karla Witschurke, geboren 1999, ist mit drei kleinen Brüdern in Berlin aufgewachsen. Vor drei Jahren entschloss sie sich für das Medizinstudium nach Köln zu ziehen. Im letzten halben Jahr lebte sie in Tbilissi, Georgien.
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