Ursula Strätling für #kkl21 „Stigma“
Nachruf
Geschwind
zieht sie ihr schönstes Lächeln an
und geht damit hinaus
hinaus auf die Straße.
Mit Füßen getretenes
heißes Pflaster
kaum berührt
brennt es ihr unter den Sohlen
will sie
voller Speed und
viel zu geschwind
will sie, ja
grad noch ein Kind
ganz heimlich
die Bühne schon wieder verlassen.
Kaum gelebt
und kaum
erinnert
Fantasma
Sie wippte mit den Füßen
rechts links
rechts links
mit ihren schmalen Füßen
vor zurück und wieder
vor zurück.
Ja sie malte sich aus
wie es wäre wenn
da statt der beiden dicken
Stümpfe
rechts links
ihre schmalen Füße
in weißen Strümpfen
wippten wieder vor zurück
und wieder vor
rechts links
Einfach so
Ein Hin,
ein Nein,
doch du gehst trotzdem
rein.
Wie viele Tauben wird es brauchen,
bis ein entlaubter Baum
– so einfach –
neue Früchte treibt?
Endstation
Der Zug, er rollt
noch sind die Wagen voll
geladen hat er Menschen
Fleisch ist die Fracht und
jetzt zur Nacht
da rollt der Zug ohn’ Ende
doch in des Tages Sonnenglut
da bleibet nicht allein der
Zug nur auf der Strecke,
es bleibt so manches
Herz auch stehn
in angstvoll großer Enge
und wieder weiter
rollt der Zug
dem nahen Ziel entgegen
und rollt und rollt doch
bald nicht mehr
sag wer
auf diesem Erdenrund
könnt’ solche Fahrt
bezahlen?
Augen, in denen das Entsetzen nächtigt, vor
Not und
Gram verschlossene Münder
Suchen längst keinen
Trost mehr
Schubladen
auf
und zu einfach
weggepackt
viel zu kurz gefasst
so gebet Acht
liegt nicht
wahre Macht
einzig im
freien
Denken?
UmkehrReise
Ach kehrtest du um
ins Land der Ahnen,
deiner frühen Begleiter
Der Läufer stürmt vorwärts
er kennt kein Pardon
immerzu, immerzu
treibt er sich an:
um wievieles weiser
könntest du werden
auf deinem einsamen Weg.
voran doch, voran
ja, und schau nicht zurück
denn du weißt ja
nur da vorn liegt das Glück ..
So aber führet er dich endlos
entlang dichter,
dornenbewehrter Hecken,
Der Läufer stürmt vorwärts
er gibt keine Ruh
und die andern
schaun ihm beim Laufen zu
in denen die Schützen schon
hinterhältig
lauern auf dich.
für die Pause
steht alles am Wegrand bereit
doch der Läufer
hat hierfür keine Zeit
Doch du siehst nur den Weg,
und sie siehst du nicht.
er stürmt weiter, immer weiter
und kennt nur ein Ziel
bald scheint es erreicht
es fehlt nicht mehr viel
Siehst nicht rechts und
nicht links –
ihren drohenden Lauf …
doch plötzlich,
da werden Rufe laut
so daß er nun
unsicher um sich schaut
hättest auch keine
Antwort darauf,
und eh du es wüßtest …
er strauchelt
und stürzt auf die Erde hin
dort unten erst
begreift er den Sinn …
Deine Reise
würde vielleicht kein
so jähes Ende nehmen,
der durch diesen Fall
seinem Leben gegeben
denn: kann er sich nun nicht
ganz anders erheben?
währest du zur Umkehr
bereit.
Ursula Strätling wohnt im Münsterland. Geboren 1955, hat sie eine erwachsene Tochter, zwei erlernte Berufe, Abitur und widmete sich bisher dem Schreiben von Lyrik und Kurzprosa. Nach einer kreativen Pause nähert sie sich nun auch dem Roman- und Krimigenre.
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