Janna Brunn für #kkl22 „Bewusstheit“
02:13.67
Wasser brennt in meinen Augen, als ich sie öffne. Licht bricht sich an der Oberfläche und sinkt in tausend dünnen Fäden auf mich hinab. Hier unten höre ich ein Rauschen. Es ist wie als würde es aus den Wänden selber kommen. Es rauscht wie das Meer. Ich fühle mich wie ein Teil davon, kann das Salz auf meinen Lippen schmecken. Es lullt mich ein, wie ein Wiegenlied, wohltuend und doch fremd.
Je länger ich unten bleibe, desto mehr spüre ich mich selber. Ich spüre, wie der Druck auf meiner Brust sich verstärkt. Spüre, wie meine Haut anfängt zu kribbelt, während mir der Sauerstoff ausgeht. Langsam atme ich ihn durch meine Nase aus. Schaue zu, wie kleine Blase nach oben entschwinden.
Das Kribbeln breitet sich bis in meine Füße aus. Meine Gliedmaßen sind schwerelos und doch gleichzeitig Zement.
Wenn ich könnte, würde ich nie mehr auf tauchen. Wenn ich könnte, würde ich für immer unten bleiben. Wenn ich könnte, würde ich nie wieder vergessen, wie ich mich anfühle.
Obwohl ich nur Nebel sehen kann, ist meine Sicht klarer. Ich spüre, wie mein Herz laut pocht.
Erst als meine Lunge zu bärsten droht, reiße ich meinen Kopf ruckartig nach oben. Im gleichen Moment, als er die Oberfläche zerreißt, schnappe ich nach Luft. Der Sauerstoff fühlt sich falsch an, ich bin sauer, dass mein Körper mich gezwungen hat, auf zu tauchen.
Da ist sie wieder, diese Benommenheit. In mir ist es stumm um mich herum auch. Ich fühle nichts mehr. Nur mein Herz pocht noch immer aufgeregt.
Mit nassen, rilligen Fingern drücke ich auf die rote Taste der Stoppuhr. 02:13.67
ich drücke auf löschen. Atme ein, spüre wie sich meine Bauchdecke hebt, wie sich Druck auf meine Lunge legt. Ich Presse den Start Knopf. Meine Hände drücken meinen Oberkörper nach unten. Ich stemme sie gegen die rauen Wände der Wanne. Dann braucht es nicht lange, bis ich mich selber wieder spüre …

Janna Brunn, ist 2004 in Aachen geboren.
Nach ihrem Abitur arbeitet sie als au Pair in Nizza, Frankreich. In ihrer Freizeit malt und schreibt die achtzehnjährige viel, wobei sie sich vorrangig auf schweren Themen und die menschlichen Psyche konzentriert.
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