Florian Sachsenhofer für #kkl22 „Bewusstheit“
Bewusstheit
Geregnet hat’s und Wasser fließt den Weg entlang
in eine Grube neben der die Linde mächtig
ihre Krone breitet, prächtig
unter der manch‘ Lied erklang
Es plätschert, ergießt sich ins Erdreich hinein
wo es feuchtet und findet, und eignet sich an
was es nicht gekannt und geahnt und es dringt
in hässliche Ritzen, enge Gänge, Höhlen ohne Boden scheint’s
macht alles sein’s
Und schwer, so dass es nicht mehr zu heben ist.
Wie kühl es sich hier unten kriecht!
Wird es sich selber fremd, vergißt
was es noch war im Licht,
– kennt sich nicht –
je mehr’s zerfließt
Immer langsamer geht es voran
je weiter sich’s teilt und verliert
im Konglomerat aus Steinen und Sand:
die Wüste fängt ja meistens dort an
wo Einsamkeit Fremde gebiert
Dann freut es sich seiner Quelle nicht mehr
fühlt nur ihr nasses Drücken
glaubt seine Feuchte aufdringlich, leer
zwischen den lehmigen Stücken
Bis es an fein-zarte Härchen rührt:
die Wurzeln des durstigen Baums
Sie ziehen und saugen und halten den Raum
fest mit gierigem Leben,
so wird denn die Feuchte aufwärts geführt
so hat sie sich ganz ergeben.
Der Saft speist die Blätter der Linde
und neu singt ein Vogel am Zweig
ein Liebespaar ritzt in die Rinde:
so entsteht Ewigkeit
Florian Sachsenhofer aus Steyr (Österreich), geb. 1998, Studienabbrecher der Philosophie