Kostbare Leuchtfeuer, prächtige Orientierungsirrtümer.

Astrid Miglar für #kkl23 „Leitsterne und Irrlichter“




Kostbare Leuchtfeuer, prächtige Orientierungsirrtümer.

Wertvolles: Regen zur rechten Zeit, der einem Muskelkater zuvorkommt, weil das Beet von schluchzenden Wolken betreut wird. Die schweren Zinkgießkannen dürfen pausieren, gärtnernde Hände und Arme ebenso.

Welche Enttäuschung: eine aufgeblühte Rose, der es an Duft mangelt.

Überfluss: Ein Laib Brot, gebackene und wohlriechende Sehnsucht, in den Brotkasten gelegt, vergessen, hart geworden, angeschimmelt, weggeworfen. Genauso wie der Apfel mit Schmacke, aussortiert, aus optischen Gründen, obwohl er doch schmackhaft gewesen sein könnte.

Die Überraschung: eine Grußkarte, unerwartet für den Empfänger, aus keinem besonderen Anlass versandt, einfach so. Frohbotschaft in DIN A6. Ein Kleinod.

Ein Lächeln, grundlos, in der Hoffnung auf Ansteckung, um ein weiteres Lächeln zu entfachen. Wäre die Welt womöglich eine bessere, wenn wir sie mit epidemischem Kettenlächeln und hoch aufgetürmten Lachpyramiden infizierten, anstatt mit unzähligen Werbekettenkettenkettenbriefen und Glückspielpyramidensystemen zu locken?

Überheblichkeit: Die vor Publikum demonstrierte Großherzigkeit. Genauso wie Demut, die unter künstlichen Wimpern hervorschielt, um zu prüfen, ob das Schauspiel gelungen ist.

Am Ende? Der eine Schritt zu viel, der aus einem euphorischen Influencer einen toten Influencer macht. Entsetzliche Likes. Kopfgeschüttel. Unberührt ein Menschenleben zur Seite gewischt.





Mein Name ist Astrid Miglar, ich lebe in Reichraming, einer kleinen oberösterreichischen Gemeinde, die direkt am Eingang zum Nationalpark Kalkalpen liegt. Ich bin Gründungsmitglied von textQuartett Steyr, einem literarischen Zirkel, den es seit Anfang 2019 gibt. Wir halten Lesungen zu vielerlei Themen ab, und stellen uns vor allem die Aufgabe der Vielseitigkeit. Schreiben bedeutet für mich, Freude daran zu haben. Es muss einfach so sein. Ich wähle absichtlich das ungeliebte Wort „muss“. Würde mir das Erdenken meiner Texte keine Freude bereiten, gäbe es diese Texte nicht. So einfach ist das. Und gleichzeitig schwierig.






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Veröffentlicht von Jens Faber-Neuling

Redakteur von #kkl Kunst-Kultur-Literatur Magazin und ZeitenGeist Magazin, Autor, Trainer und Coach im Bereich Bewusstseinserweiterung, glücklicher Papa und Ehemann.

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