Franz Friedrich Kovacs für #kkl23 „Leitsterne und Irrlichter“
Die Einsamkeit der Sonde auf einem fernen Planeten
Die ersten Fernsehbilder der Marsmission brachten einen fast stabilisierten Patienten in einer psychiatrischen Einrichtung in ernste Schwierigkeiten. Dem Aha- Erlebnis , seine ureigenste Situation vor Augen, folgten Verkrampfungen, die sich hin zu Angst- zuständen steigerten. Fluchtimpulsen nachgebend, hetzte er in Richtung Stationstür. Einige hinzueilende Pflegekräfte hielten den wimmernden Mann auf. Sie brachten ihn auf die Akutstation, wo er sofort ruhiggestellt wurde. Am späten Abend, im Appartement eines der Helfer vom Nachmittag, tauchte die Sonde ein weiteres Mal auf. Schöner und eindrucksvoller, als sie es vor Stunden gewesen war, bemerkte der Mann. Aber da hatte er auch nur flüchtig hingeschaut. Vor seinen Augen eine Synthese modernster menschlicher Technik in einer fremd- artig anmutenden Naturform. Der erfahrene, in seinem Beruf abgebrühte Pfleger starrte lange auf sein Fernsehgerät, dann glitten seine Blicke ins Leere. Eine vom Licht angelockte, durchs offene Fenster geflogene Motte brachte Bewegung in den Erstarrten. Nach mehreren fehlgeschlagenen Versuchen, das wild flatternde Insekt einzufangen, wurde er zusehends unruhiger. Das erste Glas ging zu Bruch, dann sein wertvoller Siegerpokal. Nachdem er begonnen hatte, die spärliche Ein- richtung in ihre Bestandteile zu zerlegen, machten sich die lärmgeplagten Nach- barn in dem Wohnheim unmißverständlich bemerkbar. Ihre zahlreichen Protest- äußerungen setzten Zeichen, führten zu einem ausgiebigen Amoklauf, der nur durch ein Sondereinsatzkommando beendet werden konnte.
Franz Friedrich Kovacs, 1949 in Saarbrücken geboren, wohnt heute in Sankt Julian, Veröffentlichungen in Zeitungen, Zeitschriften
und Anthologien, 6 Buchveröffentlichungen ( Lyrik, Prosa, Aphorismen ) Internationaler Aphorismuswettbeweb “ Torino in Sintesi““
Italien 2020 “ besondere Erwähnung “ durch die Jury „.
Mit besten Grüßen aus Deutschland
Franz F. Kovacs
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