Christiane Schwarze für #kkl24 „Erlauben“
Park der Republik
Neuer Wächter war ein Zollstock.
Maß den Abstand zwischen Vögeln;
trieb sie auseinander.
Kollege Zirkel zeichnete gestochen scharf
einen Radius; der galt aber nicht
für Tiere mit Fell und Zähnen.
Amsel mit geschientem Flügel
ruhte auf einer Bank. Schilder schrien:
„Verweilen verboten.“
Umgeschrieben die Parkordnung –
Grundrechte hießen jetzt Privilegien.
Was der Zollstock nicht sah, verrieten Elstern.
Denunzierten spielende Küken,
dieses asoziale Pack.
In Planquadrat A durften Nachtigallen unterm
Sternenhimmel fliegen, in Planquadrat B nicht.
Singen war hier wie dort untersagt.
„Wir beschützen euch“ predigten Katzen
aus einem Turm hoch über den Wolken.
Demokratie stellt Fragen,
so etwas war lange verdächtig gewesen, –
neuerdings aber wieder erlaubt.

Christiane Schwarze
Geb. 1960 / lebt in Homberg (Ohm) / ehem. Logopädin in eigener Praxis, jetzt freie Schriftstellerin / Mitglied im VS / zahlreiche Literaturpreise / internationale Künstlerstipendien (Deutschland, Frankreich, Schweden, Schweiz, Spanien, Norwegen ) / zahlreiche Lesungen im In- und Ausland / sieben Bücher, davon drei zusätzlich in Brailleschrift und zwei als Hörbuchversionen für Blinde / fünf musikalisch-literarisch inszenierte Hörbücher (mit ihrem Duo TonSatz) / über 300 Einzelveröffentlichungen in Literaturzeitschriften, Anthologien und Kunstprojekten (Deutschland, Österreich, Schweiz, Dänemark, Spanien / www.christiane-schwarze.de
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