Der Blick im Sessel

Ranya Jeddou für #kkl24 „Erlauben“




Dinge, die du dir Außen erlaubst, ohne dass dein Innen dich schimpft

-Der Blick im Sessel-


Dir selbst zu sagen: „ruh dich nur aus, räum doch die Sachen Morgen vom Balkon“

Das ist dir niemals mehr schwergefallen. Nicht seitdem du aufgegeben hast. Früher hattest du einmal ein Ziel vor Augen gehabt. Ja früher. Da ranntest du noch die extra Meile, und gabst immer noch ein bisschen mehr als du eigentlich musstest. Du trankst ein Wasser mehr, lachtest einmal mehr.

Ja so war das. Mit einem starren Tunnelblick wolltest du in einem unglaublichen Sprint ans Ziel gelangen. Doch für den Marathon, als dass er sich herausstellte warst du wohl nicht gemacht. Du hast dir erlaubt dich einmal öfter, mit einer Gewürzgurke in der einen und der Fernbedienung in der anderen Hand in den Sessel zu setzen. Du hast dir immer einmal öfter die Blöße gegeben und einmal öfter, hast du die banalsten Dinge aufgeschoben. Du, hast einmal zu oft aufgegeben.

Da sitzt du nun, mit einer Gewürzgurke in der einen und der Fernbedienung in der anderen Hand. Und gegenüber, sitzt er.

„wer bist du“ fragst du ihn, und er antwortet: „ich bin ein Blick“

Verwirrt schüttelst du den Kopf, und regst dich insgeheim darüber auf wie gesund er aussieht. „wie meinst du das?“ Der Blick sieht dich aufmerksam an. so nervtötend besinnlich. „Ein Blick nach vorne, zurück, ein Blick nach außen und nach innen“

„wo ist außen“? fragst du, denn dir scheint, dass du das mit den ganzen Blicken ohnehin nicht verstehst. Deine Hartnäckigkeit, ist schon lange irgendwo zwischen Gewürzgurkenglas und Fernseherliegen geblieben. „Manchmal ist Außen Innen, und vielleicht ist ja dein Innen von außen abhängig, doch eigentlich ist Außen gerade überall.“ Er sieht dich prüfend an, dann fährt er fort: „außer Innen“.

Es macht dich sauer, dass dieser dreiste Kerl einfach hineinplatzt, und Humbug schwatzt, während du eigentlich nur eine Doko über eine Affenhorde am Amazonas sehen wolltest. Außerdem macht es dich ganz krank, dass sein Haar so glänzt, wenn die Sonne draufscheint. „Hör mal zu Blick“ setzt du an, doch der Blick unterbricht dich. „nicht nur Blick, dein Blick“ berichtigt er dich. Er hat dich aus dem Konzept gebracht, „was?“ drückst du dich laut aus. Der Blick schüttelt langsam den Kopf und dann erwidert er: „in deinem Innen wegen dem anderen Außen und deinem Außen wegen dem eigenen Innen“ Du schaust beschämt zur Seite, denn die Person im Sessel gegenüber, scheint ganz offensichtlich um einiges kultivierter zu sein als du. Sogar so kultiviert das sie dies als eine Selbstverständlichkeit erachtet, und nicht nachvollziehen kann warum du mal wieder so überfordert damit bist. Machte dieser Blick das etwa immer so? fragst du dich grimmig. In Fremde Häuser einzubrechen und angeberisch mit unverständlichen Begriffen durch die Gegend zu schmeißen, machte man das etwa- Innen- so?

Der Blick setzt sich auf und legt dir seine Hand auf die Schulter. „Du bist nur mein Außen, wenn ich dein Innen bin“ sagt er ernst.

Du seufzt und wirfst einen letzten sehnsüchtigen Blick zum Fernseher, in dem Wissen, dass die Horde Affen sich nun ganz ohne deine darauf bezogene Vergnügung, mit Papaya Früchten bewerfen würde. Dieses Außen und Innen macht dich noch ganz krank. Der Blick steht auf, und nickt ruhig. „Ich muss jetzt wieder nach Innen“ erklärt er, und du nickst erleichtert. Er sah aus, als wollte er eigentlich noch etwas sagen, doch er hatte sich wohl im letzten Augenblick noch dagegen entschieden, denn er verließ den Raum ohne ein einziges weiteres Wort. Ob es Innen wohl schön ist? fragst du dich mit einem Mal. Es hatte sich wie ein Vorwurf angefühlt, als er plötzlich einfach so gegangen war. Nun ist dir nicht mehr nach Fernseher kucken, und dein Appetit auf Gewürzgurke, ist dir nun auch vergangen.

Dein Blick wandert nach draußen, auf den Balkon, der schon seit Wochen voll mit altem Gerümpel gelagert war.

 Du stehst langsam auf, ohne den Blick von ihm zu lösen.

Dann machst du dich langsam an die Arbeit. Gegen Abend bist du fertig, und liegst mit einem wohligen Gefühl im Bett. Dir kommt es so vor, als wärst du in den letzten 3 Stunden ein klein wenig besinnlicher geworden. Es hatte nur ein Gespräch gebraucht…

Dieser Kerl…wer das wohl war?

Etwa der neue Nachbar?





Mein Name ist Ranya, ich bin 13 Jahr alt und wohne in Freiburg.Ich schreibe ein Buch und liebe alles spannende und aufregende in der Welt.







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Veröffentlicht von Jens Faber-Neuling

Redakteur von #kkl Kunst-Kultur-Literatur Magazin und ZeitenGeist Magazin, Autor, Trainer und Coach im Bereich Bewusstseinserweiterung, glücklicher Papa und Ehemann.

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