Eileen K. für #kkl25 „Raum“
Der Raum voller verschlossener Türen
Ich bin alleine – alleine in einem Raum voller verschlossener Türen. Hier bin ich geschützt. Hier bin ich sicher vor dem Außen; hier droht keine Gefahr. Hier bin lediglich ich – ich und ein Raum voller verschlossener Türen.
Wenn ich ihn verlasse droht Gefahr, zu viel Schmerz habe ich schon gesprürt in den Zeiten als ich ihn verlassen habe. Zu viele Verletzungen habe ich bereits erlitten. Hier bin ich sicher. Hier kann mir nichts passieren. Hier bin lediglich ich – in meinem Raum voller verschlossener Türen.
Je länger ich mich hier drinnen befinde, desto stärker wird meine Angst vor dem Außen – was befindet sich hinter diesen Türen? Welche unbekannte Macht versteckt sich da draußen? Vor welchen Monstern verstecke ich mich?
Ich habe Angst davor, was mich erwarten könnte. Ich kann diesen Raum nicht verlassen – hier bin ich in Sicherheit. Hier kann mir niemand schaden.
Doch gleichzeitig bin ich hier gefangen. Gefangen in einem Raum voller verschlosser Türen. Es gibt keinen Weg hinaus – aber ich gebe auch niemandem die Möglichkeit ihn zu betreten. Vielleicht bin ich in Sicherheit vor dem Draußen – aber nicht vor den Gefahren hier drinnen. Vor den Wänden die immer näher kommen, vor der Luft, die immer dünner wird und mich zu ersticken droht. Vor der Tatsache, dass ich all dem vollkommen ausgeliefert bin, wenn ich diesen Raum nicht verlasse.
Doch welche Tür soll ich öffnen? Wie soll ich jemals eine Entscheidung treffen, bei dieser schier unendlich Auswahl an Möglichkeiten? Woher soll ich wissen, wohin ich mich wenden soll, wenn ich die Tür geöffnet habe?
Vielleicht bleibe ich doch lieber hier drinnen. Hier bin ich in Sicherheit – in meinem Raum voller verschlosser Türen.
Wenn ich ehrlich bin, ist es vollkommen egal, welche Tür ich öffne, es ist egal, worauf ich stoße und in welche Richtung ich mich wende. Vielleicht drohen mir Gefahren, vielleicht entdecke ich aber auch neue Räume – und vielleicht treffe ich auf Unterstützung. Vielleicht finde ich jemanden der sich auskennt – da draußen.
Außerhalb meines Raumes.
Ich weiß nicht, was mich da draußen erwartet – aber ich weiß was mich hier in meinem Raum voller verschlossenen Türen erwartet.
Also öffne ich die Tür, die mir am nächsten steht – und verlasse meinen Raum. Meinem Raum, dessen Türen jetzt nicht mehr alle verschlossenen sind.
Eileen K. ist im Jahr 2000 geboren und studiert aktuell Philosophie und Bildungswissenschaften. Seit über sechs Jahren kämpft sie mit schweren Depressionen, Essstörungen und einer sozialen Phobie. Aufgrund ihrer Erkrankungen hat sie bereits zwei längere stationäre Aufenthalte hinter sich.
Ihre Erfahrungen mit diesen Erkrankungen verarbeitet sie seit ihrer Schulzeit in Form von kreativen Texten. Hier hat sie eine Möglichkeit gefunden unangenehme Gefühle und Gedanken in künstlerischer Form auszudrücken.
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