Marcel Zischg für #kkl25 „Raum“
Übergang
Ich sehe den Menschen auf mich zukommen.
Sehe, wie er aussieht und gekleidet ist.
Sehe sein freundliches Lächeln.
Blicke auf den sonnenbeschienenen Berg hinter ihm.
In der Dämmerung denke ich an den Menschen, dem ich am Tag begegnet bin.
Als meine Augen zufallen, da wird er zu einem Schatten.
Ich sehe seinen Schatten auf mich zukommen.
Nun sehe ich nicht mehr, wie er gekleidet ist – vielleicht ist er nackt.
Ich vergesse, wer er gewesen ist.
Sicher war er jemand, dem zu begegnen ich mir schon lange wünsche.
Ich blicke auf den Berg hinter ihm – ein riesiger schwarzer Schatten.
Der Schattenberg setzt sich in Bewegung und lächelt.
Ich grüße den Berg und strecke meine Hand aus.
Er streckt seine riesengroße schwarze Hand aus.
Wir berühren einander – warm und wohlig.
Er führt mich an der Hand hinfort.
Als er mich loslässt, verschwinden die schwarzen Schatten vor dem dunkelblauen Himmel.
Ich begegne dem Menschen, dem zu begegnen mir schon lange wünsche.
Er ist tatsächlich nackt.
Und er ist kein Schatten mehr.
Transizione
Io guardo l’uomo che a me s’avvicina.
Guardo il suo aspetto e i suoi abiti.
Guardo il suo sorriso amichevole.
Scorgo la montagna illuminata dal sole stagliarsi alle sue spalle.
Al tramonto, penso all’uomo che ho incontrato durante il giorno.
Al chiudersi dei miei occhi, egli diventa un’ombra.
Ed io guardo la sua ombra farmisi incontro.
Non riesco più a vedere come è vestito, forse è nudo.
Ho dimenticato chi fosse.
Sicuramente era qualcuno che desideravo incontrare da lungo tempo.
Scorgo la montagna dietro di lui: un’enorme ombra nera.
La montagna d’ombra inizia a muoversi e sorride.
Saluto la montagna e allungo la mano.
Lei allunga la sua enorme mano nera verso di me.
Il nostro sfiorarci è caldo e piacevole.
Per mano, lei mi conduce con sé.
Nel momento in cui mi lascia, le ombre nere scompaiono nello scuro blu del cielo.
Incontro l’uomo che desideravo incontrare.
È davvero nudo
e non è più un’ombra.
Übersetzung: Mauro Sperandio
Marcel Zischg
Geboren am 18.01.1988 in Meran (Südtirol), lebt in Meran. Studium der Germanistik und der Vergleichenden Literaturwissenschaften in Innsbruck. Arbeitet derzeit in einer Schulbibliothek. Diverse Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien. Schreibt v.a. Kurzgeschichten und Märchen. 2017 wurde sein Märchen „Kakapo-Ein Kindermärchen aus Neuseeland“ mit dem 3. Platz der Bonner Buchmesse Migration ausgezeichnet.
Veröffentlichungen (Auswahl):
Familie am Bach. Erzählungen. Brixen: Provinz Verlag, 2013
Wandernder Berg, badender Zwerg. Märchen. Brixen: Provinz Verlag, 2014
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