Johanna Gebetsroithner für #kkl25 „Raum“
Mein?) Nachname konstruiert (meinen?) Raum
Der Text wurde von Gebetsroithner verfasst, werden sie denken. Von Gebeeetsroithner, werden sie sagen, ja, so, falsch, werden sie es aussprechen. Auch beim Schreiben werden sie Fehler machen, es wird das n fehlen. Oder das h. Durch diesen Fehler wird der Name weniger Raum am Blatt Papier einnehmen. Zeitgleich mehr akustischen Space okkupieren im Gesprochenen. Ein Name, mein Name, ein Name, der nicht mein ist. Und doch mir gehört. 14 Buchstaben, welche eine Grenze zeichnen, eine Grenze, welche meine Identität umschließt? Eingrenzen soll? Sprache schafft Raum, Wörter nehmen Raum ein. Raum als Konstruktion, konstruierte Sprache, subjektives Gesagtes, welchem Eigenschaften zugeschrieben werden. Verwandtschaftsbeziehungen. Eine Relation, welche zwischen meinem Nachnamen und mir nur scheinbar besteht. Der zeitliche Raum, welcher zwischen dem Versterben des Mannes, welcher für meinen Namen verantwortlich ist, und meiner Geburt lässt sich auf mehrere Jahre eingrenzen. Meine Mutter verließ lediglich den Raum, den dieser Name konstruiert, nie. Im physischen Raum haben sich mein Namensgeber und ich nie getroffen. Und doch wird diese vermeintliche Nähe immer sichtbar, wenn ich bei Bewerbungsgesprächen oder auf der Uni gefragt werde, ob ich mit den Gebetsroither vom Attersee verwandt sei. Bin ich nicht, war auch mein Namensgeber nicht. Wenn Sie genau lesen, werden Sie merken, dass der Attersee-Klan ohne n geschrieben wird, einen Buchstaben weniger Raum braucht und einnimmt. Man könnte meinen, dem Ganzen entgegenzuwirken, indem ich meinen Nachnamen einfach buchstabiere. Mache ich, jedes Mal. Wie Gebet (und doch distanziere ich mich von der Kirche, räumlich und gedanklich)
s r o i t h n e r Achtung t h n also mit h UND n‘ möchte ich schreien, und sage es doch langsam, geduldig. Und schon wieder ein Fehler, der dazu führt, dass ich am Blatt Papier weniger Raum einnehme. Immerhin darf ich überhaupt Raum einnehmen. Ein Jahr durfte ich in Spanien arbeiten und verbringen. Dort wurde mein Nachname grundsätzlich ignoriert. Er sei zu schwer. Zu viele Konsonanten. In Spanien darf mein Name überhaupt kein Plätzchen okkupieren. Mir wird der Name, mein Name, ein Name, der nicht mir gehört, gestohlen und Raum weggenommen. Raum, der nie mein war, wenn es doch nicht MEIN Name ist?
Johanna Gebetsroithner wurde 1999 in OÖ geboren, lebt in Wien und hat vergangenes Jahr in Spanien als Sprachassistentin gearbeitet. Sie studiert Lehramt UF Spanisch UF Geographie und wirtschaftliche Bildung und das UF Deutsch und unterrichtet derzeit Deutsch als Zweitsprache.
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