Lost in Space?

Thomas Faßbeck für #kkl25 „Raum“




Lost in Space?

Im Tod schrumpfen wir zu einer Existenz zusammen, die Millionen Mal, nein, unendlich hilfloser ist als die eines Säuglings. Wir verkleinern uns zu einem Punkt im endlosen Raum, zu etwas, das keine Ausdehnung mehr hat, das aber immer noch benennbar ist, weil es gegenwärtig da ist, und weil von ihm einst ein ausgedehnter Körper existierte. Dieses Etwas, dieser Punkt ist nicht nur ausdehnungslos, sondern auch ohne jede eigene Kraft, ohne eigenen Impuls, ohne die Fähigkeit, sich eigenmächtig zu bewegen. Dieses Etwas, dieser Punkt ist absolut wehrlos und ohnmächtig.

Allem und jedem ausgeliefert, wie ein Stäubchen kosmischer Materie, das im Rasen, in den Wogen und Strudeln der interstellaren Teilchenwinde durch das kalte All geblasen wird.

Und doch ähnelt unsere mit dem Tod derart geschrumpfte Existenz, auf andere Weise, immer noch der eines Säuglings. Denn wir haben – obwohl nur ein Punkt in den unermesslichen Räumen des Kosmos – Empfindungsfähigkeit. Wir spüren das Rasen und die Wucht des Nichts um uns, in uns und durch uns hindurch. Wir fühlen das Ausgeliefertsein und die totale Hilflosigkeit, genauso, vielleicht noch stärker als ein Säugling.

Dann werden wir allerdings wahrnehmen, dass ein anderes Etwas sich uns nähert, etwas mit unermesslicher Kraft und Ausdehnung. Ein Etwas wie Vater, Bruder, Schwester und Mutter, Geliebte und Freund, in einem Wesen. Dann erkennen wir, dass es kein Etwas ist, sondern eine Art Person.

Diese Person fängt uns auf, umhüllt uns, trägt uns, wie man ein Kind auf dem Arm trägt, und bettet uns für immer in ihren warmen Lichtatem ein.

In dieser Geborgenheit, vor dem Nichts gerettet, können wir uns wieder ausdehnen, vom Punkt zum Körper werden, können wir wieder wachsen wie ein Kind, und leuchten, und mit neuer Kraft ausgreifen, wohin auch immer, in alle Höhen und Tiefen, in alle Richtungen.

Denn jede Richtung ist dann gut, in die hinein wir uns entfalten, und wird für immer gut bleiben.




Thomas Faßbeck ist approbierter psychologischer Psychotherapeut und arbeitet seit 30 Jahren an Fach- und Rehabilitationskliniken vornehmlich im Bereich der Schmerztherapie und Bewältigung chronischer Erkrankungen. Er wurde 1958 in Karlsruhe geboren, wuchs im südhessischen Raum auf und lebt seit seiner Jugend an der badischen Bergstraße. Erste Versuche, Geschichten zu schreiben, machte er schon als Junge. Im späteren Erwachsenenalter realisierte er „Zwiefalt“, sein erstes, noch unveröffentlichtes Romanprojekt.

Mitglied der Interessengemeinschaft deutschsprachiger Autoren e.V. (IGdA) und des Bundesverbands junger Autoren und Autorinnen e.V.(BVjA).

BISHERIGE VERÖFFENTLICHUNGEN

Als junger Erwachsener Beiträge in der Schülerzeitung „Das Trojanische Pferd“, Albertus-Magnus-Schule, Viernheim/Hessen.

In SALUT L’ABSURDITÉ, https://salutabsurd.eu/salut-2:

„HÖLLE BANAL – das Land unter der Matratze“ (Prosa)

In #kkl kunstkulturliteratur Magazin, Ausgabe 11/2022:

„In die Falle gegangen“

In #kkl kunstkulturliteratur Magazin, Ausgabe 8/2022: Beiträge zum Thema Aufrichten: „Frei atmen im Morgen“, „Es gibt Heimat weit weg von der Angst“, „Wenn Schmerz wieder leben lässt“

In IGdA aktuell (Zeitschrift für Literatur, Kunst und Kritik), 46. Jahrgang 2022, Ausgabe 3:

„Langer Weg zum Unbedingten“ (Lyrik)

In IGdA aktuell (Zeitschrift für Literatur, Kunst und Kritik), 46. Jahrgang 2022, Ausgabe 2:

„Flug auf dem Rücken des Polarlichtvogels“

In IGdA aktuell (Zeitschrift für Literatur, Kunst und Kritik), 46. Jahrgang 2022, Ausgabe 1:

„Fallen in die Nacht“ (Lyrik) und

„Reise zum Orionnebel“ (Prosa)

In IGdA aktuell (Zeitschrift für Literatur, Kunst und Kritik), 45. Jahrgang 2021, Ausgabe 1:

Textprobe aus dem unveröffentlichten Roman „Zwiefalt“.







Über #kkl HIER

Veröffentlicht von Jens Faber-Neuling

Redakteur von #kkl Kunst-Kultur-Literatur Magazin und ZeitenGeist Magazin, Autor, Trainer und Coach im Bereich Bewusstseinserweiterung, glücklicher Papa und Ehemann.

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