Manuela Angelika Rapino für #kkl25 „Raum“
‚Erinnerungen‘
„Wenn ich so zurückblicke, auf mein Leben, genauer auf meine Kindheit und glücklich bin, habe ich dies mir selbst zu danken, und nicht irgendeinem Umfeld, einem durchschnittlichen Raum. Vielleicht ist es eben ratsam niemals eine Türschwelle zu betreten, und sich so nur selbst zu kennen als ‚Engelsflügel‘. Die Jugendzeit als inneren Wettbewerb zu erwerben, das Zimmer als ‚Auto‘ nicht zu benötigen, all dies ist mir bekannt, als Tochter einer Näherin, welche das Pedalwerk gehabt habe, um zu wohnen. Die Kindergartenzeit habe ich sehr wohl in bester Erinnerung; nachmittags durfte ich mit meiner Mutter in die Nähstube, und sie beim Nähen beobachten, in Räumlichkeiten, wo Frauen miteinander schnatterten, um anderen Kleider zu nähen, und nach Feierabend in die Straßenbahn stiegen, um das Abendessen dem Ehemann vorzubereiten. Zum Geburtstag gab es von meiner Mutter einen Rührkuchen mit Schokocreme und Smarties, und als Geschenk ein Paar warme Fäustlinge aus Wollfilz. Später studierte ich sogar Philosophie aus dem Schnittmuster einer Näherin. Meine Mutter wußte dabei sogar, daß der Prüfstein einer jeden Schneiderei die Stoffblumen im Brautstrauß des betreffenden Hochzeitkleides blieben. Stoffblumen seien Träume, die aus Stoffgewebe bestünden, diese seien tatsächlich die einzigen Blumen, auch der Sprachphilosophie.“
Manuela Angelika Rapino ist am 5- März 1975 in dt. Stuttgart geboren, dort aufgewachsen, machte das Abitur ebenda, und studierte in Tübingen, Konstanz und Stuttgart Philosophie.
Über #kkl HIER
#kkl Magazin 