Als relativ vollendet zu betrachtende Reflexionen über Raum und Zeit

Tobias Stenzel für #kkl25 „Raum“




Als relativ vollendet zu betrachtende Reflexionen über Raum und Zeit

Ich werde nicht versuchen, diese Niederschrift, mithin die Absicht, einige meiner unerheblichen Gedanken schriftlich festzuhalten, vor mir selbst zu rechtfertigen. Dennoch will ich immerhin den Ausgangspunkt meiner Grübeleien offen darlegen: Viele Menschen der heutigen Zeit wenden sich von der Wissenschaft ab, sie halten sich für etwas Besseres und hören nicht zu. Ich dagegen habe mich mit der Wissenschaft, besonders mit den Naturwissenschaften befasst, um Antworten auf grundlegende Fragen zu erhalten. Die Zeit ist aus den Fugen geraten und noch so Vieles mehr. Eigentlich alles ist aus den Fugen geraten. Gewissheiten sind ins Wanken geraten oder haben sich aufgelöst. Die allumfassende Erfahrung von Erschütterungen und Krisen aller Art ist so fundamental, dass mir von vornherein klar war, historische und soziologische Erklärungsmodelle würden nicht ausreichen, um Antworten zu finden. Auch ein in bestimmten Kreisen renommiertes, doch allzu literarisches Werk, wie die Bibel – Buch der Bücher – würde mit hoher Wahrscheinlichlichkeit keine nachhaltigen Antworten bereitstellen. So stieß ich also – schicksalhaft und zwangsläufig? – auf Albert Einstein und die Allgemeine Relativitätstheorie von 1915.

Diese, Isaac Newtons Gravitationslehre revidierende Allgemeine Relativitätstheorie, bezeichnete ein anderer Physiker einst als die „schönste der wissenschaftlichen Theorien“.  

Unabhängig von ihrem ästhetischen Wert gelang es Einstein, soweit ich das verstanden habe, anhand seiner Theorie nachzuweisen, dass Newtons unsichtbarer, starrer „Raum“, in dem sich die Dinge bewegen, eigentlich ein mehr oder weniger flexibles „Gravitationsfeld“ ist. Und dieses Gravitationsfeld ist nicht im Raum ausgebreitet, wie man vermuten könnte, es ist der Raum. Welcher sich krümmt, wo Materie ist. Materie krümmt den Raum. Materie krümmt aber auch die Zeit. Was bedeutet – dies hatte Einstein schon vor dem Erscheinen der Allgemeinen Relativitätstheorie nachgewiesen –, dass Zeit nicht überall gleich schnell vergeht. In der Höhe vergeht die Zeit schneller als auf dem flachen Land, also in Erdnähe.

Was Einstein mit dem Nachweis der Relativität der Zeit begonnen hatte, setzten Physiker und Philosophen im Lauf des 20. Jahrhunderts fort, indem sie die Existenz einer von Menschen unabhängigen Zeit überhaupt anzweifelten. Sie zweifelten oder zweifeln nicht daran, dass es biologische Alterungsprozesse und Zyklen der Natur gibt, doch halten sie es für sehr wahrscheinlich, dass der Mensch sozusagen mit der Uhr die Zeit erfunden hat. Mit dem ersten Horologium wurde messbar, was doch nur Illusion des menschlichen Verstandes ist.    

Die Frage, die sich daran anschließt, ist möglicherweise die: Was werden die Folgen sein, wenn Wissenschaftler entdecken, dass auch der sogenannte Raum nur eine menschliche Erfindung und keine physikalische Notwendigkeit mehr ist, das Gravitationsfeld unbedeutende Fiktion? Dann befinden wir uns im Nichts.

Falls wir das nicht längst tun. Denn ich habe irgendwo gelesen, weil Atome so winzig sind und der Abstand zwischen ihnen so immens groß, kann daraus geschlossen werden, dass der Raum im Grunde leer ist – ob man ihn anders nennt, spielt keine Rolle. Dementsprechend besteht auch der menschliche Körper zu 99,99 Prozent aus leerem Raum. Womit tatsächlich der Körper des Menschen gemeint ist, nicht bloß sein Kopf.

Bereits der griechische Philosoph Demokrit, der ungefähr von 460 bis 370 v. Chr. lebte und als Hauptvertreter der antiken Atomistik gilt, kam zu dem Ergebnis, dass es nur Atome gibt und den leeren Raum dazwischen. Ob sonst noch etwas existiert, lasse sich nicht beweisen, so Demokrit.

Jedenfalls, folgendes, sozusagen gravierendes Problem tritt nun auf: Was bringt uns eine Theorie über Raum und Zeit, sei sie noch so schön, wenn es Zeit gar nicht gibt und mit Raum meistens leerer Raum gemeint ist? Nein, ich muss zugeben, dieser Albert Einstein entpuppte sich doch als eine ziemliche Enttäuschung für mich. Ich erwarte nichts mehr von dem Mann.

Alain Robbe-Grillet, der eigenwillige französische Romancier und Filmemacher, schrieb einst über das Unglück des Menschen: „Ich sage, dass dieses Unglück im Raum und in der Zeit liegt, wie jedes Ding in dieser Welt. Ich sage, dass der Mensch sich eines Tages davon befreien wird. Aber ich besitze von dieser Zukunft keinerlei Zeugnis.“ Und ich besitze keinerlei Überzeugung, dass mir Einstein bei der angestrebten Befreiung von diesem – im Raum und in der Zeit liegenden oder auch nicht liegenden – Unglück in irgendeiner Weise behilflich sein könnte.

Zumal ja – und das mag Sie jetzt überraschen – seit längerem bekannt ist, dass Albert Einstein für verschiedene Geheimdienste gearbeitet hat. Wessen Interesse oder Interessen hat er dabei wirklich verfolgt? Wollte er nur globale Verunsicherung schaffen und verstärken? Mit welchem Ziel plante er, die Welt ins irreversible Chaos zu stürzen?

Der Text beinhaltet satirische Elemente




Tobias Stenzel wurde im 20. Jahrhundert in Menden (Sauerland) geboren. Kurz nach diesem sinnlosen Ereignis studierte er Germanistik, Anglistik und Geschichte in Köln, Wien und Essen, um privatisierender Fremder zu werden. In der Zwischenzeit kam es zu Veröffentlichungen zumeist prosaischer Texte in Anthologien und Zeitschriften.





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Veröffentlicht von Jens Faber-Neuling

Redakteur von #kkl Kunst-Kultur-Literatur Magazin und ZeitenGeist Magazin, Autor, Trainer und Coach im Bereich Bewusstseinserweiterung, glücklicher Papa und Ehemann.

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