Saat

Manuela Linz für #kkl26 „Säen und Ernten“




Saat

„Schläfst du schon?“, haucht es in mein Ohr. Erschrocken schlage ich meine Augen auf.

„Wie könnte ich nur. Du pflanzt Gedanken in meinen Kopf und lässt mich rasen, durch Zeit und Raum. Das Brennen in meiner Brust raubt mir den Verstand. Ich kann kaum atmen. Mir ist heiß und ich vibriere ohne Unterlass. Ich spüre die Saat deiner Empfindungen wachsen und gedeihen. Sie nähren sich in meinem Hirn und dürsten nach Wasser“. Das erfreut dich sehr. Ich wehre mich, habe aber verstanden, doch es macht mich unglücklich und bereitet mir Schmerzen. Warum ich? Warum in meinem Kopf“?

Du bist ein ertragreicher Nährboden für meine Saat. Dich habe ich erwählt.

Dein Dünger ist so stark wie keiner und dein Wasser das Reinlichste. Du bist für mich das Substrat des Lebens!

„Du hast mich nicht um Erlaubnis gebeten und ich habe dir keinen Einlass gewährt“.

Ich muss dich nicht fragen, denn ich habe die Macht und du musst dich mir beugen. Es war mir ein leichtes dich zu betreten, denn dein Erdreich ist trocken und aufgewühlt und schreit nach mir.Ich habe nicht lange nach dir suchen müssen. Ich habe dich gerochen, dich gespürt. Du hast dich nach mir verzehrt. Es bereitet mir Freude dich zu beobachten, wie du dich bereit erklärst, für mein Sein. Selten hat es mir so viel Freude beschert mich zu vermehren.

Kein Widerstand – nur Kapitulation.

Du bist einfach schwach. Du kannst dich nicht wehren, denn hättest du mich ausladen wollen, wäre dein Boden nie der Dürre überlassen worden. Du hättest dein Feld pünktlich bestellt und es nicht über Jahre brach liegen lassen. Du erntest, was du sähst. Jetzt nimm mich an und wehre dich nicht, denn du hast keine anderen Setzlinge. Du hast dich nicht gekümmert. Du bist verkümmert!

„Warum sprichst du so mit mir? Du kennst mich nicht. Du weißt nichts von mir“.

Doch, denn niemand kennt dich besser als ich. Ich lebe in dir. Ich sehe täglich, wie die Dürre in dir wächst. Dein Wasser kann nicht in die Tiefe dringen und dein Wurzelreich befeuchten, auch wenn du das reinlichste Wasser von allen hast. Dein Licht weicht dem Schatten deines Selbst und deine Seelensalat wird noch vor der Keimbildung erstickt. Du hast verlernt, vor Jahren schon, was es heißt zu leben und vergessen zu bestellen, was du zum Leben brauchst. Jetzt wirst du dich nähren müssen, von dem was du am meisten fürchtest. Du wirst Not leiden, wenn du mich nicht keimen und wachsen lässt. Du wirst hungern, wenn du nicht meine Saat erntest und sterben eines qualvollen Todes. Ich werde mich an deinem Leid ergötzen und feiern, wenn du kläglich zu Grunde gehst.

Mein Atem beschleunigt und ich kann kaum denken, denn deine Saat wächst in mir. Unaufhaltsam!

 „Dennoch, lass dir eines gesagt sein. So will ich dich akzeptieren, doch niemals gebe ich kampflos auf, denn meine Samen sind schon lange bestellt. Sie haben nur etwas Verspätung“.




Manuela Linz, geb. 1980 in Suhl

Erstmals Mutter mit 16 Jahren. Die Empörung der Anderen darüber, boten ihr reichlich Zunder und entfachten ihr Feuer des Schreibens. Währenddessen traf sie als gelernte Floristin, med. Fachangestellte, Ausbilderin und Dozentin auf verschiedene Menschen und ihre Geschichten, sortierte sie in Drama, Liebe und Krimi. Sie fand sich in kleineren Schreibprojekten und Lesungen. „Wörtlich lebhaft“ in Finsterbergen (Thüringen), folgten 3 weitere Kinder und das Genre Humor. Für sie selbst erblühen Worte zu Texten die heilen.






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Veröffentlicht von Jens Faber-Neuling

Redakteur von #kkl Kunst-Kultur-Literatur Magazin und ZeitenGeist Magazin, Autor, Trainer und Coach im Bereich Bewusstseinserweiterung, glücklicher Papa und Ehemann.

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