Arno Reis für #kkl26 „Säen und Ernten“
Süchtiges Gebet
Laß uns verrückt sein:
Weintrauben der Überreife –
Zart und wild.
Kirschen der Fülle –
Früchte der übersatten Reife.
Laß uns sein –
Weintrauben.
Kirschen.
Laß uns über die Reife hinaus. Sein.
Laß uns die Sucht sein:
Ernte im satten Herbst.
Saft aus der Presse.
Gärung. Rausch. Verlangen.
Gib uns alles:
Alles zu seiner Zeit, aber alles zu unserer –
Gib uns alles jetzt – in der zarten wilden Fülle.
Laß uns jetzt sein, hier, heute – in allen Zeiten –
Mißachte die Zeiten – jetzt.
Gib uns die Zeiten ohne Uhren – jetzt und immer –
Laß unsere Zeiten zusammenfallen.
Von nun an bis in Ewigkeit:
In den Ewigkeiten unserer reifen Fülle.
Heute Nacht so fern
erschlafe ich
das genächtigte Erwachen
kein Frühstück will ich
bereiten
will bleiben
in der bebilderten Nacht
Über den Wasserfällen reift
der Weißmond und
umstreichelt die Ernte
Heute Nacht und wir
inmitten
der gewachten Betten
erblühen und verweigern das
letztes Vergessen
Doch die Ernte erwächst wieder
unter dem Gelbmond
wenn die Saat im Bett
fruchtet und steht

Arno Reis,
Jahrgang 1939 in Düsseldorf
Studien:
Germanistik, Philosophie, Theaterwissenschaften, Kunstgeschichte
Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Diplom-Volkswirt
Seit 1990 geschäftsführender Gesellschafter einer Unternehmensberatung in Wiesbaden und Rostock.
Jetzt. DenkFarbrik Arno Reis ThinkTank in 18107 Elmenhorst
Aktive Aktivitäten: Lyrik, Fotografie, Malerei
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