Thomas Krause für #kkl26 „Säen und Ernten“
Vegane Warane verschmähen Dekane und Priester ebenso wie Profane
Einer, der immerhin schon auf einem 700 Jahre alten Bergbauernhof gearbeitet hat,
da sollte ich doch, inspiriert durch einen lange verkannten Vordenker der ökologischen Bewegung, Franz Josef Strauß, der bereits Ende der Siebzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts
auf die Möglichkeiten des Ananasanbaus in Alaska aufmerksam machte,
wenigstens eine ungefähre Idee haben.
Diese Nachricht ist noch gar nicht so alt:
Maisfarmer in Kanada wird verklagt von Gen-Maisproduzierendem Konzern,
der das Nachbarfeld beliefert hatte. Von dort hatte der Wind Saatgut auf den konventionellen
Anbau übergreifen lassen. Der Konzern klagte, weil für das genmanipulierte Saatgut
schließlich Lizenzgebühren bezahlt werden müssten.
Vor Gericht bekam der Konzern recht.
Das ist natürlich eine praktische Art, der Gentechnik kostengünstig flächendeckend
zum Durchbruch zu verhelfen. Gut, inzwischen gibt es auch (und auch aus Deutschland)
andere Urteile zu ähnlichen Fällen, aber grundsätzlich erschreckend sind die Mentalität
des Konzerns (was nicht jeden weiter verwundern mag), vor allem aber des Gerichts schon.
Wo wir doch schon bei den weniger erfreulichen Dingen des Lebens sind,
sei sie doch der Meinung, eigentlich müsse ich viel gesünder sein,
soviel Bio-Rotwein und Bio-Kaffee wie ich trinke.
Also böten sich mir Weintrauben und Kaffeebohnen an.
Und ein besserer Jugendschutz für meine Texte.
Doch zunächst einmal der Werbeblock:
Das In-Game für dein Smartphone:
Paranoide Pestizide versus vorurteilsfreie Weizenkleie
Aber auch das reiche nicht.
Deshalb hier noch ein Nachtrag zum Thema gesunde (und ethische) Ernährung:
vegane Warane
verschmähen Dekane
und Priester ebenso wie Profane,
und das mit und ohne Sahne
Meine Redakteurin hat beim Thema Ernährung ihre eigenen Vorstellungen, wen, der sie kennt,
wollte das verwundern?
Wer ständig ’mal Dreck, ’mal Kreide frisst, hat noch lange keine ausgewogene Ernährung:
Die Pizza kommt ja nicht nur vom Boten, aus der Tiefkühltruhe,
aus dem Automaten oder aus dem 3-D-Drucker.
Anbauen dagegen kann man sie nicht. Das lässt sich nachprüfen, heißt es.
Aber Kartoffeln und Erbsen.
Und einen besonderen Grund, sie anzubauen, den gibt es auch:
Kartoffelbrei- und Erbsenersatz aus dem 3-D-Drucker (und aus Lebensmittelisolaten,
aus Stärke, Proteinpulver, Aromen und Lebensmittelfarbe) in der Form des Empire State Buildings, klar, den gibt es bereits. Er sei laut den Erfindern durchaus essbar, aber das sind womöglich
eher junge Entwickler, die eh nur Pappe aus Pappschachteln als Essen bezeichnen.
Wenn man Mist lang genug verquirlt, kann man ihn immer noch als Bio-Saft vermarkten.
(bin gespannt, ob er noch weiß, wo er ist?, Anm. der Red.)
Wo war ich? Ach, fast am Ende. Fehlt nur noch, das Rezept abzurunden.
Ganzheitlich, auch so ein Modebegriff, der immer häufiger und noch häufiger falsch
verwendet wird, ganzheitliche Ernährung ist vielleicht ein gutes Beispiel:
Nehmen Sie gern Pestizid-Cocktails an Pflanzenschutzmittel oder wenigstens das immer
noch dazugehörende Gemüse zu sich, dann sollten Sie besser nicht auf Fleisch verzichten,
enthält es doch die Antibiotika zur Abwehr.
Thomas Krause, Texter für meist ebenso erfolglose MusikerInnen und Komponisten sowie Belinda Bedeković, Gärtner, Bergbauer… Bucherstveröffentlichung 1988 bei ars nova. 2006 Veröffentlichung in den USA. Seitdem Beiträge zu unterschiedlichen Publikationen vom Raabe-Haus über Konkursbuch bis Luther, dabei ab und an Gewinner eines eher weniger bedeutenden Preises.
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