Reimst du schon oder dichtest du noch

Bernhard Horwatitsch für #kkl26 „Säen und Ernten“




Reimst du schon oder dichtest du noch

Ikea – dem Gott der Postmoderne                               

Ach mir macht das Reimen
wirklich Spaß
mit dem einen
und dem andern
kann man
vereinen
was überhaupt nicht passt
so wird das Wort geplänkelt
und hinfort geschafft
und an einem Henkel hängt
ohne Kraft ein Satz
aber Saft hats
man kann in allen Richtungen
dann Dichtungen
anbringen und singen
was das Herz
schlag ein schlag aus
mit Terz haut raus
laut Bauhaus
es muss den Leuten
doch nix bedeuten
nur Reim auf Reim
for a better Time
das Hirn macht Schluss
mit dem Stuss der Klänge
und bardischem Gesänge
nur noch Verse zählen
Fersengeld gibt der Welt
die Möglichkeit zu wählen
zwischen Worten Sorten
und egal ist die Wahl
Kohortentorten prozentual
auch die Struktur ist nur
ein Reim
ein Verselein
den man sich macht
man hat ja nachgedacht und dann
bestropht man
was geht?
was halt da steht
was sonst sollte
wenn man nicht wollte gehen
man bliebe stehen käm nicht voran
come on! Damn. Have fun
Ikea baut Gedichte
neue, schlichte Wortedübel
mehr oder weniger übel angeleimt
und aufgereimt
was soll ich sagen?
Es steht, und kann nichts tragen
für jeden ist Ikea eben
ein Habitat




Ikea Teil II   

Götterdämmerung
Habitat?
da stimmt was nicht mit dem Gedicht
eine Schraube eine Naht vielleicht
ist nicht gut geeicht
nur auf Sicht gebaut
hab es versaut
und alles fällt
nichts hält
in sich zusammen
es wurde glatt vergessen
wessen Worte woher kamen
keinesfalls aus allen Lauten
Ikea legte nur den Samen
und wir erbauten ein Prinzip
very deep doch
es fehlt ein Loch
Ikea gib mir einen Wink
einen Link auf das
was da steht
und einfach nicht mehr weiter geht




Schlechter Wein und alte Schläuche

Ein Langgedicht

In einer Farbe malt der Maler
im selbigen Zustand
vom Himmel stahl er
was er erst dort vorfand
der Weinstein ist
sein weisester Rat
und er vergisst
was er schlimmes tat
der Himmel ist umkreist
oben ist er ausradiert
was wieder mal beweist
spielt man mit dem Feuer
oder mit dem Pinsel gar
kommt‘s zuweilen teuer
vor allem für die Himmelsschar
gemalt ist gemalt
lallt der Meister
jetzt wird bezahlt
wird er noch dreister
Der Himmel ist verschwunden!
Rufen die Damen im Chor
Nein ich hab ihn gefunden
Schauts halt, ihr steht direkt davor
das ist doch nur eine Kopie!
vom Himmelszelt
ja aber WIE!
ich hab den Himmel hingestellt
eingerahmt in schönen Ornamenten
wird er jetzt vorgeführt
selbst Kritiker, die Renitenten
sind fürchterlich gerührt
die obdachlose Engelsschar
kommt in ein Auffanglager
das arbeitslose Sternenpaar
wird lichtlos mager
der Maler und der Galerist
stoßen an auf fette Beute
Ach der Wein ist Mist
echt, was soll das Leute?
spuckt aus den Wein
das kann doch keiner saufen
Die Plörre trocknet auf der Leinwand ein
Wer im Himmel will das Bild jetzt kaufen?
Der Maler kreischt entsetzt
Die Ware ist verdorben
Der Weinstein wetzt
und so kommt der Himmel morgen
wieder nach oben
da soll er jetzt für immer sein
die Engel die ihn loben
ziehen wieder in ihn ein
vielleicht ist’s ja ein alter Schlauch
der Himmel gehört ins Firmament
das war schon immer Brauch
weil man ihn sonst nimmer fänd
der Maler hat jetzt einen neuen Stil
malt Äpfel, Birnen und Gemüse
trinkt nicht mehr so viel
und sendet schöne Grüße




Der Fall

Ich saß im Paradies
und fühlte mich so mies
links und rechts ein Baum
mehr gab’s nicht in dem Raum
Gott ließ sich auch nie blicken
und Eva wollte nicht dies und das
da kam auch noch der Teufel an
ob ich mit ihm ein Spiel anfang‘
nö, sagte ich, geh doch zu meiner Frau
die ist doch superschlau
die Schlange wollte nicken
und mit Eva dies und das
doch konnte sie weder dies
oder sonst noch was
als schlau daher zu reden
im verfluchten Garten Eden
ich hing hier rum ganz ohne Wissen
da hat die Frau hinein gebissen
Tja, jetzt bin ich Bauer
nachher ist man immer schlauer






Bernhard Horwatitsch, *1964, München, Dozent für Recht, Ethik und Literaturgeschichte, hat bereits in zahlreichen Anthologien und Zeitschriften veröffentlicht.  Letzter Roman »Das Herz der Dings«, www.mabuse-verlag.de

Akrobat für Gedankenspiele, regelmäßiger Autor im Philosophie-Magazin Lichtwolf (Freiburg) und der Edition Schreibkraft (Graz)

Freies Literaturprojekt

Gespäch / Interview mit Bernhard Horwatisch und Jens Faber-Neuling HIER






Über #kkl HIER

Veröffentlicht von Jens Faber-Neuling

Redakteur von #kkl Kunst-Kultur-Literatur Magazin und ZeitenGeist Magazin, Autor, Trainer und Coach im Bereich Bewusstseinserweiterung, glücklicher Papa und Ehemann.

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