Ich sehe hinein

Jolina Scholz für #kkl27 „Säen und Ernten“




Ich sehe hinein. In die Augen. In die Erinnerungen.
Sie steigen empor. Übernehmen meinen Verstand.
Meine Augen antworten. Sie tränen.

Ich reiße meinen Mund auf. Ich will schreien. Hinaus mit all dem Frust. Aber kein Ton dringt über meine Lippen. Ich falle. In ein Loch, aus dem ich nicht kann. Eine Hand greift nach mir, aber ich schlage sie weg. Ich schaff das allein.

Ein dickes Seil schwingt neben mir. Es stört. Ich reiße daran und lasse es hinter mir. Nie wieder. Ich brauche keine Hilfe. Denn die Augen sahen weg. Nun bin ich allein. Bleib ich allein. In mir siegt die Sehnsucht. Und doch gewinnt der Stolz. Ich bin schwach.

Hass erglüht in meinen Adern. Meine Muskeln erzittern. Ich erbebe. Wie ein Vulkan, kurz vor dem Ausbruch. Ich grolle, innerlich. Dann öffnen sich die Schleusen. Der Kampf ist vorbei. Ich lasse alles fließen. Markiere sie mit meinen Spuren und hoffe doch, nicht schuldig zu sein.

Ein Trugbild. Ein Verließ. Eine Fessel. Ein Spiel. Es scheint nicht so. Es hat nur den Anschein. Meine Zähne blitzen auf. Ein scheinbares Lächeln. Und doch sind sie gebleckt. Bereit zum Angriff und nicht zu stoppen. Sie versenken sich in dem rotem Stück. Sie zerreißen es. Erfreuen sich über die laufende Farbe. Und doch rinnt die Träne. Meine Zähne fangen sie auf. Salz in all dem Rot. Was geschieht mit mir?

Ich drehe die Musik auf. Meine Gedanken werden leiser. Sie sind da. Nicht hier. Aber da. Und dort will ich nie wieder sein. Also gehe ich. Meine Spuren fest im Blick. Die Augen nach vorn. Ich biege nicht ab. Keine Zeit. Doch sollte ich sie nehmen. Denn nichts wird freiwillig gegeben. Wo ist das Ziel? Nur nach vorn? Nein. Ich kann nicht mehr. Also drehe ich mich um. Und gehe rückwärts. Kein Ziel vor Augen. Aber die Vergangenheit im Blick. Meine Spuren werden tiefer. Ich sinke ein. Gehe weiter. Muskeln schmerzen. Aber mein Verstand schmerzt mehr. Und das Herz schreit. Eine Klage über meinen schmerzenden Verstand. Also lass ich beide hinter mir. Ruhe kehrt ein. Eine Hülle ohne Lärm. Auf Vollautomatisch im Dauerlauf.




Jolina Scholz, geboren im Oktober 2004, begeistert sich schon seit ihrer Kindheit für das Schreiben. Sie lebt mit ihrer Familie und ihren zwei Kaninchen in Ingolstadt. Ihre erste eigene Kurzgeschichte veröffentlichte sie bereits in der Anthologie ‚Teufelstanz‘. Die nachfolgenden Projekte bezogen sich alle auf das anstehende Abitur im Mai 2023. Sobald dieses geschafft ist, wird sie ihr Hobby wieder aufnehmen und Inspiration auf ihren geplanten Reisen finden.  






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Veröffentlicht von Jens Faber-Neuling

Redakteur von #kkl Kunst-Kultur-Literatur Magazin und ZeitenGeist Magazin, Autor, Trainer und Coach im Bereich Bewusstseinserweiterung, glücklicher Papa und Ehemann.

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