Johanna Gebetsroithner für #kkl27 „Loslassen, Weglassen, Unterlassen“
Mensch, ärgere dich nicht; LASS LOS !
Man soll loslassen, sagen sie, das verkrampfte Festhalten an einer Sache unterlassen, weiterziehen und die Lassos wieder in Richtung neuer Stützpunkte freilassen. Die Massen lassen los, (zu?) schnell entlassen sie ehemalige Liebespartnerinnen und Liebespartner, überlassen ihnen die sofortige Kündigung während einer tränenreichen Zeremonie und beschnuppern neue und doch ähnlich wirkende potenzielle Pfeiler. Sie entlassen und fassen sofort wieder an, packen zu, lassen erneut los. Fassen bisher unbekannte und doch gleichaussehende Säulen an, die Exploration dieser wurde bisher unterlassen.
Die Massen haben Regeln. Wer sich nicht an diese hält, die Regeln im Alltag, im Wettbewerb des Lebens, der Liebe, weglässt, verliert im Spiel, missachtet das Ziel. Aber Mensch, ärgere dich nicht, lass deinen Frust nicht aus, lass ihm nicht freien Lauf. Schlucke ihn hinunter, befolge die Regeln, die Regeln des Loslassens, des Spiels des Lebens, der Partie der Liebe, welche doch noch immer und für immer liegen wird in der Wiege. Es geht um Schnelligkeit. Der Erfolg des Loslassens, die Bewertung durch die Massen, die eigene Punkteanzahl wird von der Geschwindigkeit bestimmt. Schnell das Lasso fallen lassen und direkt ein neues (an)fassen, das ist die Devise. Doch wer nicht ganz loslässt oder sich sogar dazu entscheidet, nicht loslassen zu müssen, zwei oder mehrere Lassos gleichzeitig (an) zu fassen, wird von der Menschheit verachtet, werden alle die nicht regelkonforme Person hassen? Die Massen hassen die Personen, die nicht loslassen!
Loslassen, entlassen und fassen, die Regeln sind einfach. Wer sie nicht beachtet, der die Menschheit missachtet. Doch ich rate, während ich mich frage, wie sie denn tatsächlich ist in unserer vermeintlich modernen Gesellschaft die Lage, Folgendes: Lass los, deine Regeln, die sind veraltet, unterlasse die Angst vor den Konventionen der anderen. Lass weg, was deine Emotionen geradeaus führt in den Dreck. Unterlasse, wenn es mich betrifft und du bereits weißt, dass ich die Konsequenzen davon hasse. Lass los, bau dir ein Floß, komm schon, ich gebe dir einen kleinen Stoß, damit dein Leben und deine Erfahrungswelt vor allem eines sein wird: von den Erwartungen anderer unabhängig und groß.
Johanna Gebetsroithner wurde 1999 in OÖ geboren, lebt in Wien und hat vergangenes Jahr in Spanien als Sprachassistentin gearbeitet. Sie studiert Lehramt UF Spanisch UF Geographie und wirtschaftliche Bildung und das UF Deutsch und unterrichtet derzeit Deutsch als Zweitsprache.
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