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Fynn Höwner für #kkl27 „Loslassen, Weglassen, Unterlassen“




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in immer breiter werdenden linien

scheint sich mein leben zu ziehen

dazwischen habe ich zu tanzen, aber nicht aus der reihe;

wenn ich mag, zu zweit, aber nicht mehr,

und bitte nicht zu sehr fliehen, nicht zu weit aus den kurven lehnen, die es wohl bedarf, weiterzuschlurfen, ohne dabei einzuschlafen oder unterzugehen.

ich mag diese zirkel nicht mehr, die um einen lichtlosen stern sich drehen.

ich verwirke meine zeit, so scheint es mir,

hier

zwischen fernseher und smarter steckdose, so ist meine einzige fortbewegungsart: finger auf der tastatur, die einen schimmer auf uhren wirft; sie umgeben mich mit den waagen und zollstöcken, während ich versuche zu messen, was mir unbegreiflich bleibt; während ich fragen habe, die keinen rahmen stecken und mir die beine stoße an den ecken meiner klitzekleinen unendlichkeit.

manchmal bleibe ich zwischen den linien stehen, hocke mich hin, die knie an der brust.

sitzt sich recht schlecht, recht unbequem, hier, zwischen weiterstolpern und rückwärtsgehen.

mit zwei fingern fische ich im trüben nebel, der meine kreise umgibt, aber kriege nichts zu fassen außer ein müdes, aber liebgemeintes

‘es tut mir leid’.

denn wer nichts fassen kann, der kann von nichts die hände lassen;

diesem moment der stille zwischen den gedämmten wänden.

um eine wunde zu heilen, darf man sie nicht zerkratzen, und doch drehe ich meine runden, unfähig, mich zu befreien von den ausgekuhlten spuren und durchlegenen matratzen der, die vor mir kamen.

und der

davor.

namen, die mir nichts sagen, und nicht befreien von der frage, was diese bahnen brechen würde, ob es reicht, es auszusprechen:

hier ging ich, es ging alles recht, es ging alles rechtzeitig, es ging alles richtig, aber das ist jetzt nicht mehr wichtig;

ich will mich fallen lassen, mich stürzen von meinem ausgetretenen wanderpfad, immer auf dem schmalen grat zwischen unschlagbar und untragbar.

ich will den sturz, ich will aufschlagen, worauf ist mir völlig gleich, vielleicht lande ich zwischen waldwurzeln, vielleicht lande ich ganz weich, vielleicht gräbt jemand schon eine sandgrube.

vielleicht fallen dann auch endlich die wanduhren und waagen und tastaturen von nägeln und schrauben.

dann darf ich die verwegenen fragen erlauben, die verboten waren

es sind keine großen worte,

sie haben wenig mit der welt

im allgemeinen zu tun

sondern mehr mit meinem, mit meinem allem sein, das ich habe, jetzt, ausgerissen zwischen den kreisen,

insgesamt ist da jetzt wenig welt in mir drin, in kopfmagenarmenbeinen,

wenig welt, die mich zusammenhält, aber dafür ecken und kanten, die grenzen abstecken zwischen dem, für das die welt mich hielt und kannte und dem, für das ich fiel:

mich selbst.




Fynn Höwner, geb. am 26.11.1999 in Halle an der Saale, wohnhaft seit 2001 in Hamburg.

künstlerischer Werdegang: seit 2015 freie englische Lyrik, seit 2018 deutsch-englische Lyrik, seit 2020 reimende deutsche Lyrik, seit 2021 reimende sowie nichtreimende deutsche Lyrik und Kurzgeschichten.






Über #kkl HIER

Veröffentlicht von Jens Faber-Neuling

Redakteur von #kkl Kunst-Kultur-Literatur Magazin und ZeitenGeist Magazin, Autor, Trainer und Coach im Bereich Bewusstseinserweiterung, glücklicher Papa und Ehemann.

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