Mein Freud ist hin

Sonja Aufreiter für #kkl27 „Loslassen, Weglassen, Unterlassen“




Mein Freud ist hin

Ich will es nicht und es schon ganz und gar nicht. Ich versuche es, doch es will nicht, denn es hat seinen eigenen Kopf. Es schreit, es weint, es flucht es lacht, es macht all das was ich versuche nicht zu tun und dennoch tue ich es dann, weil es es ja auch tut, muss ich es ja auch machen; kann gar nicht anders; es ist ja ein Teil von mir. Ein Teil der schreit und weint und flucht und lacht und all das macht, was ich versuche nicht zu tun, denn ich bin rational. Ich weiß wie es sich zu reagieren gehört; am Besten nämlich gar nicht. Nicht schreien, denn dann wäre ich zu laut, nicht weinen, weil ich bin ja kein Kind, nicht fluchen, denn das gehört sich nicht, nicht lachen, weil das passt gerade nicht. Ich will die Kontrolle, doch es will sie auch. Es will bestimmen, mit wem wir reden, wen wir mögen und wen wir zur Freundschaft wählen. Es will sich ausleben, sich zeigen und schreien, weinen, fluchen und lachen und Sachen machen, die ich NICHT will. Igitt, Emotionen, denke ich mir, so unpraktisch im Alltag. Igitt, Logik, denkt es sich, so unpraktisch in Beziehungen. Igitt, Leben, denken wir uns beide und schlagen uns dennoch gegenseitig die Köpfe ein. „Finden Sie Ihre innere Balance..“, ja wie denn, wenn es und ich, also wir also es, also nein, ich, nicht wollen, nicht sollen, nicht können, denn funktionieren müssen wir. Ich kann nicht im Supermarkt zu Boden fallen und laut losschreien, nein, ich bin Erwachsen. Ich kann nicht die Arbeit zu Mittag verlassen weil ich ein Schläfchen brauche, nein, ich muss mich beherrschen. Ich kann es nicht und es versteht es nicht. Es versteht mich nicht, meine Gedanken und Strategien. Währenddessen verstehe ich es nicht, seine Gefühle und Bedürfnisse. Scheiße, das klingt nicht gut, nicht nach Alltagstauglichkeit, nicht nach Arbeitsfähigkeit und nicht nach „Ich bin über meine psychische Erkrankung hinweg“. Fuck. Ich will doch nur mal loslassen und es sein lassen ohne es zu lassen, wobei es nicht sein sollte, denn es ist zu wild. Es würde alles kaputt machen. Zumindest sehe ich das so. Ich mache alles kaputt sagt es. Ich bin so streng, und strikt. Es meint, dass es ja gar nicht zu Boden fallen will, sondern nur mal sich beklagen. Es meint, dass es kurz die Augen schließen will, nur für fünf Minuten, ohne die Arbeit zu verlassen. Es meint so viel was ich noch nicht glauben kann, denn dahinter steht das breite Emotionsband, welches mich verängstigt und es weiß es. Und ich weiß, dass es es weiß. Zumindest nach diesem Text. „Finden Sie Ihre innere Balance und lassen Sie los.“




Sonja Aufreiter, geboren 2001, Nachwuchs-Autorin-Regisseurin-und-Träumerin. Immer am Tun. Instagram: @sonja_aufreiter






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Veröffentlicht von Jens Faber-Neuling

Redakteur von #kkl Kunst-Kultur-Literatur Magazin und ZeitenGeist Magazin, Autor, Trainer und Coach im Bereich Bewusstseinserweiterung, glücklicher Papa und Ehemann.

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