Philip Borgwaldt für #kkl27 „Loslassen, Weglassen, Unterlassen“
Auf der Lichtung
Es war einmal ein junger Autor, dieser Autor litt unter einem Problem, einer mystischen Blockade. Am Anfang lief für ihn alles wunderbar, die Ideen sprudelten nur so aus ihm heraus, doch nach einer Weile änderte sich dieser Zustand des Schaffens.
Die Tage und Nächte vergingen und vergingen und immer mehr fühlte er sich gefangen in einer Zelle mit unüberwindbaren Mauern. Im Gegensatz zu dem Allgemeinen Glauben ist eine leere Zelle kein guter Ort zu Schreiben. Eine leere Zelle ist am Ende des Tages nämlich nicht mehr als genau das- eine leere Zelle. Wie befreit man sich bloß aus sowas?
Die Monde vergingen, jedoch blieb die Antwort auf diese Frage aus. Der Autor wurde langsam immer unsicherer und verfiel in eine große Schaffensangst. Eines Tages ging er einen alten Freund besuchen und kam auf dem Weg an einer großen Lichtung vorbei. Eine Lichtung stünde normalerweise für Freiheit, diese Lichtung war jedoch genau das Gegenteil. Sie war nämlich eingezäunt. In der Mitte, der eingezäunten Fläche, standen ein paar wunderschöne Pferde. Auch sie lebten in einer Zelle mit einer für sie unüberwindbaren Mauer. Der junge Autor blieb stehen und betrachte die Pferde voller Wehmut. Er fragte sich, ob sie glücklich sind oder ob sie auch so leiden wie er. Einige Minuten später wollte er sich gerade auf den Weg machen, als er plötzlich einen unfassbar lauten Knall wahrnahm. Er zuckte zusammen. Schnell drehte sich um. Der Zaun war zusammen gebrochen!
Er ging langsam näher ran. Jetzt sah er es auch, der Zaun war alles andere als unüberwindbar. Der Zaun war sehr alt und das Holz an mehreren Stellen ziemlich modrig. Es war wohl bloß eine Frage der Zeit gewesen…
Neugierig betrachtete er die Pferde. Überrascht stellte er fest, dass diese sich kaum von der Stelle bewegten. Aber warum??? Der Zaun ist weg und sie sind frei, warum rennen sie nicht einfach los?
Er setzte sich in sicherer Entfernung auf die Wiese und beobachtete die Pferde. Sie waren wirklich wunderschön und äußerst anmutig. Sie wirkten jedoch nicht verändert und kaum beindruckt von den Überresten des Zaunes. Es dauerte eine ganze Weile bevor es ihm allmählich dämmerte.
Die Pferde waren frei. Nicht erst jetzt, auch davor mit dem Zaun! Sie hielten sich für frei, weil die Lichtung schon immer ihre Heimat war, und das mit oder ohne Zaun. War er selbst nicht auch frei?
In seinem Leben hat sich von außen betrachtet kaum was verändert, nur er hat sich verändert. Seine Einstellung hat sich verändert. Er war in dieser Zelle, weil er dachte, er wäre in einer! Er konnte nicht mehr schreiben, weil er dachte, er kann es nicht mehr!
Diese Mauern, die er für unüberwindbar hielt, waren nur von ihm geschaffen worden. Und auch nur er kann diese Mauern einreißen!
Bei seinem Freund angekommen fing der junge Autor sofort an zu schreiben und wie ihm das so plötzlich gelungen ist, wollt ihr wissen?
Er hat sich nur daran erinnert, dass er es kann.

„Mein Name ist Philip Borgwaldt. Ich bin momentan 22 Jahre alt und lebe in Berlin.
Das Hören von Musik und das Schreiben von Texten sind meine Lieblingsbeschäftigungen.
Oft wird die Stimmung meiner Texte von Musik inspiriert.“
Über #kkl HIER