Maja Christina Kalteis für #kkl27 „Loslassen, Weglassen, Unterlassen“
Der Weg zum Neuanfang
Ein Licht am Horizont. Wie ein Hoffnungsschimmer sah ich es eines Tages vor mir. Zum Greifen nah. Es wurde zu meinem Anker. An diesen klammerte ich mich, um von den tosenden Fluten der Ungewissheit nicht mitgerissen zu werden. Wellen der Veränderung formten einen Wasserstrudel, der mich hinunterziehen wollte. Hinunter, auf den Grund der Verzweiflung. In die einsame Stille quälender Gedanken. Ich hielt mich weiterhin an ihm fest. Doch bald schon war dieser statisch geworden. Nur noch ein unbeweglicher Fels im Ozean des Lebens. Mein Fels. Mein Fels in der Brandung.
An ihm ließ ich meine Gefühle, wie wiederkehrende Wolkenbrüche, hinunterprasseln. Meine Angst erschrak und erschütterte ihn. Meine Traurigkeit zog ihn, wie die Schwerkraft, unerbittlich hinunter. Meine Wut ließ in ihm Sorgen entstehen. Meine Verzweiflung nagte an ihm. Auf der anderen Seite schüttete ich ihn mit Liebe zu und hielt ihn durch grenzenlose Bewunderung in luftigen Höhen der Unsicherheit fest. All das prasselte immer wieder aufs Neue auf ihn herein. Er durchlebte ein immerwährendes Auf und Ab – Kaltwarmduschen ohne Trocknungsphasen.
Mein Anker. Ich glaubte, er wäre stark genug, diesen gigantischen Fluten zu trotzen. Ich dachte, all das Schlechte könnte einfach so an ihm abprallen. Aber das tat es nicht. Wie auch, sollten die tiefsten Gedanken eines Menschen, der jemandem bereits wichtig geworden war, diesem nicht nahekommen? Sie berührten und erdrückten. Doch ich sah ihn nicht darin ertrinken. Ohne es zu wissen, ließ ich ihn meine gesamte Last an Emotionen tragen. Er hatte die doppelte zu tragen. Seine und meine noch dazu. Jene, unter welcher er langsam auseinanderzubröckeln drohte. Solange, bis nur noch ein winziges Kieselsteinchen des einstigen Felsens übriggeblieben wäre. Hätte er mir nach unzähligen Versuchen, vergebens die Situation klarzumachen, nicht die Besitzerlaubnis der Kontaktstellen – die virtuellen Berührungspunkte – aberkannt, wäre er wohl unter dieser Last zerbrochen.
Das gesamte Schadensausmaß meines Handelns erkannte ich anfangs nicht. Doch als ich anfing, es zu sehen, graute mir nur so vor der Wirklichkeit. Am liebsten hätte ich mich zurück in die leichte Welt der Fiktion geschlichen. Doch ich verstand, meinen Anker damit zu verlieren. Endgültig. So beugte ich mich der Wahrheit und sah ihr in ihre dunklen, kalten und vor erbarmungsloser Stärke trotzenden Augen. Die Tiefen, die sich dabei auftaten, will ich gar nicht näher beschreiben. Der Anblick war abscheulich, widerlich zerstörerisch. Ich konnte lediglich erahnen, welch großes Unheil ich meinem Anker damit bereitet hatte. Und ich konnte nur hoffen. Hoffen, dass die einstigen, tiefen Wurzeln im Vertrauen, zumindest noch vorhanden waren. Jene, die mir damals Halt und Hoffnung gaben. Das Fünkchen Hoffnung, das ich noch aufbringen konnte, war winzig – kaum zu sehen. Die Angst – größer denn je. Die Angst, dies würde der Anfang vom Ende sein. Doch ich verstand. Und so reichte meine Einsicht gemeinsam mit dem immer noch bestehenden gegenseitigen Vertrauen aus. Und seither genieße ich es, dass wir erst am Anfang stehen.
„Mein Name ist Maja Christina Kalteis. Ich bin 19 Jahre alt, Maturaabsolventin und lebe in Sankt Pölten.“
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