Rainer „Reno“ Rebscher für #kkl27″Loslassen, Weglassen, Unterlassen“
A L T
Der Himmel streunt
– er kann`s nicht lassen –
in die F e r n e.
Meine Wege werden Schritt
für Schrittchen
k ü r z e r.
Ich setze mich
zur Ruhe,
aber erst,
wenn ich den Himmel
streunen lasse
ohne Neid,
drei Buchstaben
vorm Ende
meiner Reise.
Auf stillen Pfaden
In mir ist ein Sehnen nach friedvollen Stunden,
in denen Bedürftigkeit schweigt.
Ich hab sie bis heute nur selten gefunden.
Jetzt, da sich mein Leben dem Alter zuneigt,
vertrau ich der Stille mehr als dem Lärmen,
dem Nachgeben mehr als dem Streit,
dem Abwarten mehr als dem Drängen und Schwärmen,
der Dankbarkeit mehr als dem Neid.
Mit achtsamen Schritten erwandere ich Demut
auf stillen Pfaden zum Licht.
Mein Sehnen entledigt sich jeglicher Wehmut –
am Ziel wartet schon ein ganz neues Gedicht.
Letzte Drohung
Kürzlich hat den Ex-Dorfarzt
jäh der Schlag getroffen
und mit 80 in
Pension gezwungen.
Trotzdem hinkte er gebeugt
jeden Morgen am Rollator
früh zum Bäcker, ohne
Rücksicht auf das Wetter.
Der Espresso, sprach er
gestern, habe ganz genau
die Stärke, die er brauche
zur Genesung. Schlürfte
einen, gleich den zweiten,
dann beim dritten gab er
seinen Löffel an den Boden
ab und kippte.
Bloß kein Notarzt!! stöhnte er.
Oder ich verirre mich in eure
schönsten Träume mit meiner
dicksten Spritze! Lachte, starb –
Rainer „Reno“ Rebscher, *1949 in Darmstadt, wh. Niedereschach (BW). Psychotherapeut, Autor, Liedermacher. Mitglied der Gesellschaft für Zeitgenössische Lyrik Leipzig. Zuletzt erschienen: Neue Boote für die hellen Tage, 80 Gedichte, Reihe Poesie 21, Hrsg. Anton G. Leitner, Verlag Steinmeier, Deiningen, 2020. Drei Lyrikbücher seit 2012, mehrere CDs (zuletzt „Zwischenland – Liedpoesie“ bei Conträr Musik). In Anthologien wie Das GEDICHT, Versnetze, Poesiealbum Neu.
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