Torsten Krippner für #kkl28 „Dahinter“
Er-Innern
Meine Mutter zeigt mir ein Bild
Sie sagt scherzend, das sei ich.
Ein Kind in ihrem Arm wird gestillt.
Ich erinnere mich nicht.
Es heißt: Am besten kennt man sich
In meinem Garten kenn´ ich jeden Baum,
meine Katze balancierend auf dem Zaun
Doch kenne ich wirklich: mich?
Erinnerungen an das erste Glück erwachen
Jage jauchzend zwischen Großvaters Beinen
In Großmutters Arme, helles Lachen
Wann war ich so mit mir im Reinen?
Wo mögen Schlüssel für das Erinnern sein?
Bilder, Gesten, Düfte, Klänge, Träume
Ein Wärter ohne Mund bewacht die Räume
Ich steige tiefer in den dunklen Schacht hinein.
Bin ich die Summe meines Lebens,
Wenn ich vergaß, was ich gewesen?
Steh vor geheimer Tür, die mich trennt
Wem gehört der Inhalt, den keiner kennt?
Hab` ich den Schlüssel, find ich dann mich?
Der ich einst gewesen, oder einen Fremden?
Ich suche weiter ohne je zu enden
Nie zum Kern vorstoßend – sicherlich.
Wohin könnte es führen
Öffneten sich plötzlich alle Türen?
Dann schießt herein das Licht
Helle der Strahlen blenden mich
Geh ins Freie, tret´ durchs hohe Gras hinaus
Hinter mir verwischt die Spur
Wieder richten sich die Halme auf.

Torsten Krippner, geboren 1968 in Köthen, Studium an der Martin- Luther- Universität Halle: Geschichte und Germanistik, anschließend Volontariat und Arbeit als Redakteur, seit 2001 pädagogischer Mitarbeiter in einer Jugendhilfeeinrichtung am Leonardo da Vinci Campus in Nauen.
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