Ben Berlin für #kkl28 „Dahinter“
Die Verborgenen
„Ich hätte nie gedacht, dass ein alter Mann wie du noch so gut tanzen kann“, sagte Hannes und lachte laut in die warme Sommernacht hinein.
Wie ein Stepptänzer, der sich für eine weitere Aufführung warm macht, tänzelte Marek neben ihm her. Unbekümmert kichernd wirkte er mehr wie ein Teenager, als der verschuldete alte Kauz mit Rückenproblemen, der er eigentlich war. „Das sagt der richtige! Du hast aber auch nichts anbrennen lassen, oder hab ich das mit der an der Bar falsch interpretiert?“
Hannes‘ Schweigen sprach für sich. Gerade als er nachsetzen und ihn nach der Beziehung zu seiner Ex fragen wollte, begegneten ihnen zwei Uniformierte, die sie mit ausgestreckten Armen aufforderten, stehen zu bleiben. Beide ignorierten Marek völlig und bauten sich angriffslustig vor dem Mann mit den grün leuchtenden Augen neben ihm auf.
„Keinen Schritt weiter, Grünauge! Wohin sind wir denn unterwegs?“, sagte der Kleinere von beiden, der es dem Größeren anscheinend überließ, furchteinflößend zu wirken.
Ohne seine Antwort abzuwarten, fuhr der Polizist fort: „Papiere und Aufenthaltserlaubnis. Aber zackig! –“ er lüpfte seine Jacke, legte die Hand an das glänzende Metall seines Revolvers und sah zu seinem Kollegen hoch – „Wollen doch nicht, dass das hier hässlich wird. Oder?“
Der Hüne neben ihm starrte Hannes weiter grimmig an. „Nein, natürlich nicht.“
„Es steht mir bis hier“, rief Hannes später, als sie an dem Café gegenüber der Oper vorbeikamen. Mit einer ruckartigen Handbewegung zerschnitt er wütend die schwüle Luft über seinem Kopf.
Marek, der sich eben eine Zigarette angezündet hatte, zog die Augenbrauen zusammen. Gemächlich rückte er sich seine schmucklose Hornbrille zurecht, die ihm immer wieder die Nase herunterrutschte. „Was denn? Sind wir halt in eine Kontrolle gekommen. Ist doch nichts dabei.“
Hannes prustete. „Ja, für dich vielleicht nicht. Aber weißt du, wie oft ich angehalten werde? Egal wo ich geh und steh; ob in der Stadt oder auf dem Land; Bahnhof oder Flughafen. Sobald sie meine grün schimmernden Augen sehen, winken sie mich raus, überprüfen meine Papiere, filzen und verhören mich. Einfach nur so, weil ich bin was ich bin. Das kannst du privilegierter Mensch gar nicht nachvollziehen.“
Schweigend lief Marek neben ihm her und zog an seiner Zigarette. Den Qualm ausatmend sagte er: „Ist mir aber auch schon so voll oft passiert. Musst du dir jetzt nicht so sehr zu Herzen nehmen, glaub ich. Ich mein, in Sachen Gleichberechtigung sind wir doch heute schon um so viel weiter als noch vor, sagen wir, hundert Jahren oder so. Findest du nicht? Ihr könnt doch heute genauso …“
„Erzähl doch keinen Scheiß!“, schnappte Hannes und drehte sich aufgeregt zu ihm. Seine grün leuchtenden Augen loderten hell auf wie ein frisch geschürtes Feuer. Eine Frau mittleren Alters, die ihnen gerade entgegenkam, sah verängstigt weg. Hannes bemerkte ihren erschrockenen Blick und nahm sich zusammen. Behutsam strich er sich die langen weißen Haare aus dem Gesicht und atmete tief durch. Das tiefe Röcheln, das er dabei vernehmen ließ, mochte so gar nicht zu seiner hageren, fast femininen Statur passen. „Hast du jemals ein Drachenslum von innen gesehen? Ich glaube nicht. Wenn irgendwo eine Krise ausbricht, sind wir die Ersten, dies trifft. Überall auf der Welt machen wir die Drecksarbeit für euch Menschen und bekommen nichts dafür als Hungerlöhne und Verachtung.“
„Ja, aber die große Gleichstellung von ‘78 …“
„Große Gleichstellung, wenn ich davon nur höre!“. Unterbrach er ihn. „Damals haben wir uns die simpelsten Rechte erkämpft, mit euch in denselben Bussen sitzen, die gleichen Schulen besuchen, wählen und Steuern zahlen zu dürfen. Natürlich ist das fortschrittlicher als von euch Tag und Nacht wie Tiere gejagt und versklavt zu werden. Aber zu glauben, dass heute alles besser wäre, ist schlicht und einfach Augenwischerei, mein Lieber! So etwas wie Gleichberechtigung wird es zwischen unseren Völkern niemals geben … Obwohl wir so viel weniger sind als ihr, ist über die Hälfte aller Gefängnisse im Land voll mit Drachen. Findest du das gerecht? Dabei kenne ich nicht einen blutrünstigen Vertreter meiner Spezies. Aber ihr habt eben Angst vor uns, auch wenn es heute als politisch unkorrekt gilt, so etwas offen auszusprechen. Das ändert aber natürlich nichts daran, dass ihr euch an Weihnachten mit euren Kindern vorm Baum kuschelnd am sichersten fühlt, wenn ihr uns nicht auf der anderen Straßenseite wohnend, sondern hinter Gittern wisst.“
Marek schwieg betreten. Vor der appetitlich angerichteten Auslage einer Bäckerei blieb er stehen und fasste Hannes an der Schulter, sodass auch er anhielt und zu ihm sah. „Mein Freund. Ich schau in deine Augen und seh darin die Flammen von tausend untergegangenen Reichen. Ich kann nur erahnen, was du schon alles gesehen hast im Leben … Aber auch wenn ich die Natur deiner Wut nicht verstehe, so verstehe ich doch, dass du wütend bist. Trotzdem bin ich weiterhin fest davon überzeugt, dass wir uns allgemein in die richtige Richtung bewegen. Allein der Umstand, dass wir hier nebeneinander stehen und durch die Stadt mit den goldenen Dächern schlendern können – sagt das nicht mehr als genug darüber aus, dass sich alles zum Besseren wendet?“
„Tut es das?“
„Ich denke schon.“
„So? Dann sag ich dir jetzt mal, was ich denke. Ich denke, dass das alles, wovon du da sprichst, nur möglich ist, weil wir uns von euch Rassisten unterdrücken lassen.“
Jetzt machte Marek große Augen. „Bitte, was?“
„Du siehst es nicht, oder?“ Hannes streckte die Arme weit aus wie ein Adler seine Flügel. „Ihr fühlt euch gut, wenn ihr in jeder eurer Abendshows einen Quotendrachen platziert … aber ihr habt keine Ahnung, wie es für uns ist. Das macht unser Leben nicht besser. Oh nein! In der realen Welt sind wir immer noch die geschundene Minderheit –“ er fasste sich an sein ärmelloses Sakko, das er über einem schwarzen Seidenhemd trug – „nennst du das hier leben? Eingesperrt in eine menschliche Hülle, nur um euch zu gefallen?“
„Ihr … ihr müsst diese Verkleidungen ja nicht tragen, wenn ihr nicht wollt. Das macht ihr doch von euch aus!“
Fassungslos schüttelte Hannes den Kopf. „Wie kann man als belesener Mensch nur so einfältig sein? Als wenn ihr uns jemals so akzeptieren würdet, wie wir wirklich sind. Wo sind denn bitte die drachengerechten Sportwagen, Schulzimmer und Hauseingänge? Hast du schon mal versucht mit Krallen, die so groß sind wie dein Kopf, in einem Buch zu blättern oder ein Handy zu bedienen? Nein, ihr habt Angst vor der rohen Macht, die wir verkörpern und fürchtet uns insgeheim. Glaubst du ernsthaft, ich sehe nicht, wie ihr zusammenzuckt, wenn ich meine normale Form annehme?“
Grübelnd zog Marek an seiner Zigarette und sah in den besternten Himmel, der zwischen den Häuserfassaden über ihnen wie ein Van Gogh-Gemälde hing. Als sie in eine schmale Seitengasse einbogen, die zu einer der großen Hauptverkehrsstraßen führte, antwortete er: „Wo du recht hast … Aber du musst das auch mal aus unserer Perspektive betrachten. Ihr seid nun mal unglaublich mächtige, monströse Gestalten. Kennt ihr überhaupt Angst?“
„Ob wir –“ Hannes sah hastig über seine Schulter – „ob wir Angst kennen? Ich kann nicht einmal durch eine dunkle Gasse wie diese hier laufen, ohne mich ständig umzudrehen. Immer wieder holen mich an solchen Orten die Erinnerungen daran ein, wie meine Mutter mich als kleinen Welpen gegen eine ganze Horde von euch Weichen verteidigt hat. … Wie ein umstelltes Stachelschwein ihr Junges vor einem Rudel hungriger Löwen in finsterer Nacht. Der Morgen graute schon, als sie die Kräfte verließen. Ihren Schrei werde ich nie vergessen! Ihr letztes Flehen, mein Leben zu verschonen, hallte noch in der Luft. … Der einzige Grund, warum ich hier heute stehe, ist, dass sie mich aus einer Laune heraus an einen Kuriositätenhändler verkauft haben.“
„Das … wusste ich nicht“, sagte Marek und sah betroffen zu Boden, während er seine Zigarette austrat.
Auf der Schnellstraße, die hinaus aus der Stadt führte, kamen sie an einigen Marktständen vorbei. Marek ließ gedankenverloren den Blick über die angebotenen Antiquitäten, Bücher und Holzfiguren schweifen.
„Sieh nur, wie sie alle angestrengt den Blickkontakt mit mir meiden. Als wär ich ein blutrünstiges Monster, das sie jeden Moment anfallen könnte!“, sagte Hannes.
„Ja, aber trotzdem kannst du nicht einfach so alle Menschen über einen Kamm scheren und Rassisten nennen!“
„Ach nein? Es herrscht Krieg, mein alter Freund. Ein Krieg zwischen Hoffnung und Ignoranz und ich glaube, dass die Zuversicht seit dem Zeitpunkt zum Scheitern verurteilt ist, seitdem das Borniertsein sexy geworden ist. Ignoranz war schon immer der einfachste Weg gewesen, aber jetzt ist er auch noch gesellschaftlich akzeptiert! Es ist fast so, als hätten alle die Hoffnung aufgegeben, den Planeten noch retten und den Welthunger bekämpfen zu können. Als wollten wir es uns zum Ende hin noch so gemütlich machen wie möglich. Wozu sich anstrengen, wenn man doch über die sozialen Medien ständig den gleichen Schwachsinn vorgekaut bekommt, den man hören will? Irgendeiner fängt damit an und andere leiten den Blödsinn unhinterfragt weiter, dass alle Drachen wild und bösartig seien oder die Erde flach wie ein Spiegelei oder Pandemien nur Verschwörungen oder Völkermorde bloße Erfindungen, obwohl man das Gegenteil sofort erkennt, wenn man nur die Augen aufmacht!“
Bald darauf gelangten die beiden auf die bekannteste Brücke der Stadt und mischten sich unter das für diese Tageszeit noch immer dichte Gedränge der Touristen, Schausteller, Porträtmaler und Imbissverkäufer.
„Karl!“, sagte Hannes voller Abscheu, als sie unter einer der großen Laternen halt machten und auf den dunklen Strom hinaussahen, der zu beiden Seiten von den Straßen der Stadt beleuchtet wurde. „Was für ein Tyrann das damals für mein Volk war. Hat uns fast vollständig ausgerottet. Die reinste Hexenjagd war das. Und das nach allem, was wir für ihn getan haben …“
„Woher willst du das denn alles so genau wissen?“
Hannes sah ihn mit einem vielsagenden Blick an, der ihn daran erinnerte, dass er die Antwort darauf bereits kannte.
„Ach so“, sagte Marek. „Tut mir leid, ich vergesse immer wieder, dass du neunhundert Jahre alt bist. Aber glaub ja nicht, dass ihr die Einzigen seid, die viel durchmachen müssen. Für die meisten von uns ist das Leben auch kein Zuckerschlecken. Ich zum Beispiel kann mir, wie du weißt, nicht mal ‘ne eigne Wohnung leisten, weil der Laden so miserabel läuft, und muss in dem kleinen Alkoven bei meiner Tante schlafen, während du dagegen im Geld schwimmst.“
„Ich schwimme nicht darin, ich sitze darauf“, sagte Hannes und sah mit einer eleganten Handbewegung auf seine Taschenuhr.
„Ach ja? Weißt du, das habe ich mich schon immer gefragt: Was bringt euch das eigentlich?“
Für einen Augenblick zuckte der Anflug eines Lächelns über das Gesicht seines Freundes. „Drachengeheimnis. Das verstehst du nicht. Aber glaube mir, wenn ich dir sage, dass wir euch Menschen durch die ganze Geschichte hindurch immer wieder beschützt haben und nichts dafür bekommen haben, als Hass und Neid. Was glaubst du, woher diese ganze Engelsidee herkommt? Lieber gebt ihr euch in eurem Narzissmus selbst Flügel, als euch einzugestehen, dass ihr uns vieles zu verdanken habt.“
„Ach komm, hör auf!“, sagte Marek und winkte lachend ab. „Als Nächstes erzählst du mir noch, dass ihr die Erde und das Bier erschaffen habt, was?“
Hannes rümpfte die Nase. „Siehst du? Das ist genau, was ich meine. Ist das kein Rassismus? Dieser kleine braune Zwerg versteckt sich gern hinter scheinbar unproblematischen Ansichten, weil er weiß, dass niemand ihm direkt in die hässliche Visage schauen mag. Darum lässt er sich ja auch so gut schönreden, zwischen den Zeilen verstecken oder einen patriotischen Hut aufsetzen. Immer da, wo getrennt wird, aussortiert und überbewertet, da wirst du ihn finden.“
Mittlerweile war Marek rot im Gesicht geworden. „Ich bins echt leid, wie du immer auf uns von oben herabschaust, Hannes! Red dir doch ein, was du willst! Ich weiß, was ich bin und was nicht. Und ich bin grad einfach nur angepisst!“, rief er und wandte sich von ihm ab. „Meld dich wieder bei mir, wenn du dich abgekühlt hast.“
„Geh doch!“, rief Hannes ihm hinterher. „Verdräng nur weiter die Wahrheit. … Wusstest du, dass ich nicht einmal Hannes heiße? Was ist denn das bitte für ein Name für einen Drachen?“
Marek schwang nur verärgert seinen Arm über den Kopf und lief weiter.
„Nein, natürlich wusstest dus nicht, weil wir Drachen euch Weichen nämlich scheißegal sind. Hauptsache, wir verstecken uns vor euch und tun euch nichts. Weichhäutige! … Ihr seid doch alle gleich!“
Die Leute um sie herum hatten die beiden bereits eine Zeit lang misstrauisch beobachtet und gerade angefangen, miteinander zu tuscheln, als mit einem Mal der Wind drehte und Hannes, der eigentlich Dragosch hieß, ein wohlbekannter Geruch in die Nase stieg. In Windeseile sprang er Marek hinterher und drehte ihn auf dem Absatz herum. „Warum rieche ich Gold an dir?“
„Was?“, Marek lachte laut. „Ich weiß wirklich nicht, wovon du redest.“
Hannes schnappte sich mit einer raschen Handbewegung das Säckchen voll mit goldenem Schmuck, das dieser an seinem Rücken befestigt hatte.
„Und woher hast du dann das hier?“, fragte er und hielt das Säckchen hoch. „Hast du die vorhin mitgehen lassen, als wir an den Marktständen vorbeigekommen sind?“
Noch ehe Marek etwas darauf erwidern konnte, griff sich eine Hand aus dem Dunkel hinter ihnen den Schmuck. Die strenge Stimme des Polizisten, zu dem die Hand gehörte, überraschte sie wie ein unvermittelter Schlag ins Gesicht. „Gib das her, Drache“, sagte er und wandte sich mit finsterer Miene zu Marek. „Du weißt schon, worauf in diesem Land die Strafe für Diebstahl steht, alter Mann?“
Damit riss er dessen Hand schnell und routiniert an sich und platzierte sie auf der steinernen Brückenmauer. In dem Moment, in dem der Büttel zu seinem Säbel griff, wusste Hannes, dass jetzt kein Flehen und Argumentieren mehr helfen würde. Er war kurz davor, seinem Freund die Hand abzuschlagen. Er hatte nur noch eine Chance, ihm zu helfen, auch wenn das für ihn Exil bedeutete.
Mit einem Mal durchzuckte ein Gewitterknistern die Luft um sie herum. Der Polizist sah auf und erblickte ein Schauspiel, wie es die meisten Leute hier wohl zu Lebzeiten noch nie gesehen hatten. Grüne Funken schossen aus der gut gekleideten menschlichen Gestalt im ärmellosen Sakko heraus, die mit jedem Augenblick größer und tierischer wurde. Als der Wachmann mit Leibeskräften in seine Trillerpfeife blies, um nach Verstärkung zu rufen, lösten sich die ersten Passanten aus ihrer Schockstarre und riefen: „Formwandler! Lauft! Rette sich, wer kann!“
Die riesige, grün leuchtende Form, zu der Hannes mittlerweile geworden war, hatte bereits die Größe der umstehenden Häuser erreicht. Unter einem markerschütternden Schrei waren ihm Flügel mit einer gewaltigen Spannweite gewachsen, die selbst die hohen Laternen auf der Brücke mühelos überragten. Die Menschen stoben in alle Richtungen auseinander und ermöglichten es so auch Marek in dem Durcheinander das Weite zu suchen. Nur die Polizisten rannten in die entgegengesetzte Richtung, ihre Drachentöterrevolver im Anschlag. Mit rasendem Herzen sah Marek sich noch ein Mal um und dankte seinem Freund im Stillen für das Opfer, das er in diesem Moment für ihn brachte.
Inzwischen hatte Hannes seine neue Gestalt angenommen. Die grün brennende Glut war zu einem massiven schwarzen Schuppenpanzer erhärtet, ganz so wie ein Stück Eisen, das man in Wasser taucht. Einzig die Pupillen in seinen großen Augen und der Rauch, der aus seinen Nüstern quoll, ließen jetzt noch das Feuer erahnen, das in seinem Innern brannte. Mit blitzschnellen Bewegungen sah sich Dragosch um und packte mit seiner riesigen Kralle eine Frau, die sich mit ihren Kindern von einem Maler hat porträtieren lassen und noch immer nicht aus ihrer Schockstarre erwacht war. Mit einem einzigen Schlag seiner Flügel stürzte er sich mit ihr von der Brücke. Die Druckwelle, die er dabei auslöste, war stark genug gewesen, um die umstehenden Polizisten von den Füßen zu reißen und ihre tödlichen Schüsse verfehlen zu lassen. Mit einigen weiteren kraftvollen Schlägen schoss er nur wenige Meter über den Kanal fliegend die Moldau entlang und hinterließ dabei zu beiden Seiten meterhohe Flutwellen, die Wasser auf Straßen und Gehwege spülten.
„Haben Sie keine Angst!“, sagte Dragosch mit einer Stimme, die mehr Donnergrollen als Stimme war. „Ich lasse sie gleich da vorne wieder runter.“
Aber die Frau war bereits bewusstlos geworden und hing leblos zwischen seinen messerscharfen Krallen. Hinter ihm schrien die Kinder und fluchten die Polizisten.
Ein Angler, dessen Boot bei dieser Aktion fast gekentert war, sah dabei zu, wie Dragosch einige hundert Meter flussaufwärts die Frau auf sicheren Boden legte und sich dann in die Höhe schwang. Wütend schüttelte er den Kopf und zeigte in seine Richtung, während er in die entgegengesetzte schrie: „Wozu bezahlen wir euch Idioten eigentlich? Tötet endlich den verdammten Formwandler!“
Ben Berlin, Jahrgang 1985, studierte Germanistik und Philosophie an der FU-Berlin und der HU-Berlin sowie Journalistik und Public Relations an der FJS-Berlin.
In Cottbus geboren, lebt er jetzt seit vielen Jahren in seiner Wahlheimat Berlin.
Nach einigen Stationen als freier Journalist, Volontär in Verlagen, Texter, Lektor, Korrekturleser und der Mitarbeit an journalistischen Onlineblogs, widmet er sich derzeit als freiberuflicher Schriftsteller der Veröffentlichung diverser Kurzgeschichten sowie seines Debütromans.
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