Arno Reis für #kkl28 „Dahinter“
Zeittüre
abgeschlossen verriegelt vernagelt
/fremder davor/
verwirrt verlassen
jene zeit mit der stunden schlag
kriecht durch das verschlüsselte loch
im morgen in die nacht hinein
/kein fremder fesselt auf/
abverschlossen geriegelt zernagelt
vor die letzte tür
/entsetzt/

Deserta
Sand. Kaltheißer oasenloser Wüstenstrände
gehäutete Gestalten
Sandgebirge, Wanderdünungen,
Umformungen,
verhüllt im Wind über Skeletten,
verdeckt vom Sand im Flug, im Niedergang, im Aufruhr
verschüttete Leben in Zukunftslosigkeit.
Blut. Süßes Blut. Versickert in mikrokörnigem Gebirge
ohne bewußtes Sein, ohne Wiederkehr – wenn auch erwartet –
verlaufen, verloren, vergessen. Umsonst
der kalte Wind der Nächte zwischen dünigen Gebirgen.
Rot. Wüstenmond glanzlos in der Kälte,
versickert im Blut, unauffindbar in Körnermillionen,
von Zeiten ungebändigt. Ohne Erinnerung
an Süße schwarzen Blutes.
Himmel. Blauhimmel. Verfangen im Nachtgefunkel
über erinnerungslosen Körnern, Millionen, Milliarden, Myriaden, verloren
in Wüsten in frostiger Kälte der Nacht. Die Karawane ruht.
Ruht ohne Wissen um die Schwärze verflossenen Blutes, ohne
Gedenken der Skelette, die nur der Wind mit getriebenen Körnern findet.
Spur. Geschwunden. Dünenschweigen
im Sandmeer unter Sonnengeflimmer,
angesichtig der Oasen hinter den Sandgebirgen,
zerdurstet in Bläue zerfrosteter Nächte,
zerdrückt von Sternen in griffbereiter Höhe – gefallen
erweckt, verkämmt, zerschliffen in Geschichtslosigkeit.
Auch wenn die Karawane rastete:
Schweigen.
Verloren im Erinnerungssand.
Gefallen aus der Zeit.
Arno Reis,
Jahrgang 1939 in Düsseldorf
Studien:
Germanistik, Philosophie, Theaterwissenschaften, Kunstgeschichte
Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Diplom-Volkswirt
Seit 1990 geschäftsführender Gesellschafter einer Unternehmensberatung in Wiesbaden und Rostock.
Jetzt. DenkFarbrik Arno Reis ThinkTank in 18107 Elmenhorst
Aktive Aktivitäten: Lyrik, Fotografie, Malerei
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