Rasender Stillstand

Kristina Kerber für #kkl41 „Rasender Stillstand“




Rasender Stillstand 1

Wenn ich geh dann bleib ich,

Stagnation bewegt sich in Kreisen,

Was entsteht ist Leere,

Zwischen Clubs und Kirchen,

Melancholie für Menschen mit Minderwertigkeitskomplexen,

Ein Eklat des Elends,

Kummer und Kneipen kommen bei langen Nächten selten zu kurz.

Wir sprechen in Zungen, eine Sprache des Schweigens,

Dicker Honig fließt in Trance,

Bewegung kommt von tief drinnen,

Wenn Gott spricht hör ich meist nur dich,

Er dreht mich, schreit, lauf los, lauf,

Dann fasst er sich ein Herz und es ist meisten meins,

Wie die Faust aufs Auge glauben wir an Lossprechung,

Die Lösung liegt in kognitiven Dissonanzen,

Distanzierte Sprache, gewandt ans Wort,

Was sagen dir die Zungen

Wenn sie sich in fremden Mündern finden?

Meine Moralen beißen sich den Hintern wund,

Chronologisch ist unsere Zeit begrenztes Leid,

Komm hoch in mein fremdes Bett und mach dich vertraut,

Ich weiß nie was ich denken soll also erzähl mir von dir,

Vielleicht findet sich darin ein Stück von mir.

Ich schenke meinen Atem dem Kissen das du mich küssen lässt,

Meine Sicht durch den angewachsenen Schleier

Gerichtet auf das Buch im Schreibtisch,

Der Richter, schwarz, blau, betend, blutend,

Knie in Absolution bis sich der Boden auftut,

Drei Tage im Grab bis du deine Koffer packst,

Leben in der Tasche, Check-out, und wenn du fort bist

Bin ich schon lange dort.




Rasender Stillstand 2

Ich stecke ganz tief in einem Traum,

In einem Auto mit vorbeiziehenden Momenten,

Meine Augen trinken die Landschaft,

Im Herzen trauere ich die Ankunft,

Im Stillstand liegt die Kraft,

Aber Stillstehen gibt es nicht,

Darum lass ich mich bewegen

Und warte still und stetig auf den Auftakt

Des Autos auf Asphalt.

Angehaltener Atem enthält Wahrheit,

Wieso kann es nicht anders sein wenn es so ist,

Manchmal denke ich, dass es kein Vermissen gibt,

Nur ein Fehlen, ein stummer Gedanke,

Ein dumpfes Gefühl, nicht im Magen aber auch nicht in der Brust,

Irgendwo wo es nicht gefunden werden kann,

Irgendwo wo es eben fehlt, in einer Lücke,

Einer Nische, einem Loch,

Ganz tief verkrochen, dort keucht es,

Dort lebt es indem es sich nährt

Von all dem das nicht ist und nicht sein kann,

Ein Einklang des Nichtseins,

Dort in meinem schlaflosen Traum,

Dort finden wir Raum,

Dort finden wir, dort ist.




Rasender Stillstand 3

Mein Leben rollt geschmeidig durch flinke Finger

Dein verbrannter Name rollt über meine verdammende Zunge,

Es ist keine Liebe, wenn du mich brauchst,

Komplizin spiel ich mit dir während du dich in fremden Betten drehst

Und sich das wendende Blatt mit dir im Walzerschritt bewegt.

Bewegen tust du mich schon lang nicht mehr, schleifen tust du mich,

Denn ich brauch dich, wie das weiße Laken die kriegsgebrannte Matratze,

Hier werden keine unbefleckten Flaggen gehisst,

Nur bittere Worte durch zerbissene Zähne

Bis das Wort im Wind zerbricht

Und sich mit der Intuition im Magen trifft.

Alles was bleibt sind Worte im Wind

Die den Weg weisen und um unsere Köpfe kreisen

Wir werden uns winden und selbst die letzten verbissenen Worte

Werden ein letztes Mal im flüchtigen Wind verschwinden.




Kristina Kerber

Ich trage seit 23 Jahren Geschichten aufmeinem Rücken. Mit 13 half mir mein erster selbstgeschriebener Roman 500-Seiten lang, mit der Realität umzugehen und ich habe seither nicht mehr mit dem Weltenbauen aufgehört.
Angefangen als kindlicher Drang, Geschichten zu erzählen und meine Gedanken literarisch zu gliedern, ist Schreiben mittlerweile mehr als nur ein Hobby. Mit einer Handvoll Gedichten pro Woche begleitet mich mein Schreiben durch den Alltag und das Unalltägliche.
Englisch war meine Zugangssprache zu Prosa, jedoch habe ich im Zuge von Poetry-Slams auch begonnen, in meiner Muttersprache, Deutsch, zu schreiben.
Meine Passion fürs Schreiben konnte ich durch akademische Schreibprojekte wie Philosophieolympiaden, Workshops, einem einjährigen Instagram-Projekt und meiner Arbeit bei der Innsbrucker Uni-Zeitung ausleben. Gerne würde ich meine Aspirationen erweitern und meine Berufung zum Beruf machen.






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Veröffentlicht von Jens Faber-Neuling

Redakteur von #kkl Kunst-Kultur-Literatur Magazin und ZeitenGeist Magazin, Autor, Trainer und Coach im Bereich Bewusstseinserweiterung, glücklicher Papa und Ehemann.

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