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Stephan Tikatsch für #kkl41 „Rasender Stillstand“




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Zeit der Sättigung
Die Paraden finden statt.
Was vergeht und was nicht, huscht in mythische
Spalten. Was bleibt, bleibt beim Bleiben,
hebelt an sich selbst herum. Menschen,
voll-, zu-, hin- und durchgedröhnt.
Ein Husten verlässt meinen Körper. Eine
ganzheitliche Erschütterung. Wohin es auch
gehen mag, ich halte es schon ein wenig
wie Thomas Bernhard: Die Katastrophe
fängt damit an, dass man aus dem Bett steigt.
Ich schau kurz nach, ob die Heizkörper
auf Stufe 2 runter gedreht sind.
Sie sind es und mein Bett hat wieder
seinen akustischen Senf dazu gegeben
als ich mich kontrollerschöpft in es fallen
gelassen habe. Irgendwie reiben da manche
Hölzer aneinander. Lattenrost und so.
Was das mit den Träumen macht, fragt es
in mir. Aber was soll es schon machen…
Zeit der Sättigung. Man übt sich völlig
untypisch darin, der Selbstsabotage
zu entgehen. Vorher hatte ich noch ein passendes
Wort für all die Sätze. Aber der Dichter
glaubt sich ausbreiten zu müssen. Skandal!
Immer diese Worte. Mal zu lose, mal zu
heiß oder zu sehr bei der zu kurzen
Beschreibung.
Sättigung, auch dort
wie überall – ohne die Qualität zu
hinterfragen. Und die Zeit als der Sättigung
Besitz im Sprachgebrauch, für alle Dummen.
So ist es eben nicht. Nichts ist wirklich dumm.
Niemand der am Leben ist, hält irgend eine
Fahne ewig. Auch die nicht, die nie das Wohl
durch die Lande treiben.
Zeit – der…
Wo führt was hin? Mit mir beginnt das
Papier zu leuchten. Aber nicht so.
An wen gerichtet oder adressiert, ist nie löschbar
Immer ist´s Aufbau und Schwund. Immer
ist sowieso das ehrlichste Versagen.
Zeit der Sättigung. Die Pflüge die ich fantasiere,
seh´ ich die Wolken. Die Risse und Furchen,
wend´ ich mich ab von Mensch und Acker.
Was nicht geht, weil da die Stille
aufrüttelnd in die Nullerkenntnis träufelt.
Schluck aufs Wohl und leben lassen.
Zärtlichkeit vereinbart unmoderne
Termine. Das ist gerecht. Da ist meine
Sphäre. Geht über. Manchmal vergeht‘s.
Und manchmal, wie‘s im Leben so ist,
eben nicht.




[ ]

Die Wilde Verlockung,
mich der zeiteisigen Romanzen
hinzugeben, lässt mich kalt.
Und was wichtig ist
bleibt unvertont.
Wahrnehmung ist mittenbefreit.
Die Einfachheit verkommt zu
Formulierungskontrasten.
Der weise sedimentierte Glaube
an ein Leben ohne Nötigung,
ohne Zwang, ist etwas für Obere.
Und was wichtig ist, verlässt
die Welt in die Welt
und wird nicht süchtig.
Und hinter der Klarheit,
die meine Träume als
unterentwickelte Halbfreunde
identifiziert, wendet sich
einer nur mit Mittel
ohne Zweck an die Ehrfurcht.
Sie soll Starres schmelzen,
soll bremsen was geht
und den Irrtum ganzer
Generationen
erträglich machen




[ ]

Die Zeit gesehen
Wie sie auf Stelzen ging
An mir vorüber
Deinen Blick verewigt
Als er meinen umkreiste
Abgelenkt
Alles was es noch gäbe
In manch Baumkrone geworfen
Relativiert
Die gespenstischen Hürden
Eingefangen und auf Blumen gebettet
Verlangsamt




Stephan Tikatsch, *05.08.1974 in Wien. Dichtkunst, Musik, Malerei, Fotografie u.v.m. Veröffentlicht in europäischen Literaturzeitungen und Anthologien. Gründet 2017 die Literaturzeitung SYLTSE.
Er lebt und arbeitet in Graz.

Jüngste Veröffentlichungen Literaturzeitungen und Anthologien
Jahrbuch österreichischer Lyrik 2022/23,
Gedicht: Nichts wie Morgen Kulturmagazin komplex’23 kompost, Gedicht: Was fürs Dach, 2024 Anthologie
„Die letzten Tage des menschlichen denkens“, Gedicht: Das erste Mal, 2023
Augustin Nr.578, Gedicht: Lichter, 2023 Zwischenwelt,
Gedichte: Schon sind wir oben! , Όχι ο Όμηρος Nicht Homer, 2023
Anthologie „365 Tage Liebe“ der experimenta, Gedicht (ohne Titel) …frei sprechen…, 2022/23
Anthologie „Jahrbuch der Lyrik“ der ag literatur, Gedicht: Nichts wie Morgen, 2022/23
sfd & wut,
Zeitschrift der Schule für Dichtung: Gedicht: kaltschale, 2022
Poesieagenda 2023 (Kalender), Gedicht: Abluther, 2022

kkl-Kunst/Kultur/Literatur-Magazin, Gedicht: Es ist kalt in dieser Zeit, Textbil: Ja mein Herr, 2022

Gedichtband, blinkohlekopie, 2019

https://tiphan.jimdofree.com/

Neustes Werk: DYSPUJAKA
ISBN-13: 9783759733979






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Veröffentlicht von Jens Faber-Neuling

Redakteur von #kkl Kunst-Kultur-Literatur Magazin und ZeitenGeist Magazin, Autor, Trainer und Coach im Bereich Bewusstseinserweiterung, glücklicher Papa und Ehemann.

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