Astrid Kohlmeier für #kkl35 „Erwachen“
Nur ein Traum
Viele Monde lang brannte ein böser Traum
Mir unter den Schläfen, zerteilte mein Auge
Und machte mir die liebe Nacht zum Feind
Des Morgens war mein Kissen schwarz von Tränen
Und meine Haut war nass und kalt wie Tau
Doch beim Erwachen lagst du neben mir
Nahmst mich sachte in den Arm
Und küsstest mir die Geister von der Stirn
Erwachen
Meine Augensterne leuchten in der Morgendämmerung
All die Gespenster weichen zurück in den Schatten
Das sanfte Himmelslicht heilt meine Blindheit
Der Hoffnungsschrei der Vögel meine Ohren
Meine Zunge trag ich von nun an auf dem Herzen
Und lasse die verdorrten Äste wieder Früchte tragen
Ich bin mir keine völlig Unbekannte mehr
Habe noch etwas, noch jemand im Sinn
Vielleicht liebe ich, vielleicht hasse ich
Doch der Welt bin ich noch längst nicht verloren
Astrid Kohlmeier
1983 in Graz (Österreich) geboren, studierte Germanistik an der Karl-Franzens-Universität Graz und der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz. Sie schreibt Lyrik, Prosa und Theatertexte (Per H. Lauke Verlag Hamburg) und erhielt 2012 das Österreichische Staatsstipendium für Literatur. Ihre Texte wurden in Literaturzeitschriften und Anthologien veröffentlicht und ihre Theaterstücke wurden in Deutschland, der Schweiz und Luxemburg aufgeführt. Astrid Kohlmeier lebt und arbeitet in Graz.
Bücher:
Vom Roman zum Theatertext. Eine vergleichende Studie am Beispiel der „Leiden des jungen Werther“ von Johann Wolfgang Goethe. Saarbrücken: VDM 2010. 228 Seiten. ISBN 978-3-639-27649-7.
Flüstere mir mein Meer glatt. Gedichte. Hrsg. von Herbert Arlt. Wien: INST Verlag 2015. 131 Seiten. ISBN 978-3-902899-22-4.
Zärtliche Risse. Gedichte. Wolfsberg: der wolf verlag 2023. 112 Seiten. ISBN 978-3-903354-47-0.
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