Der brennende Baum

Tanja Wagner für #kkl41 „Rasender Stillstand“




Der brennende Baum


Es staute sich wohl und in schimmligen Jahren

Da jagte ein Wasser zum Baum

Und riss seine Blätter und riss an den Zweigen

Und schlug seine Äste und schlug sich am Stamm

Und es packte die Erde und schlug sie zu Trümmern –

Der Baum stand noch jung und so stand er wie immer.


Wecker zur Schule, der Bus ist so leer

Und die klebrigen Blicke verschmieren im Regen;

Du hast noch kein Netz, also weißt du’s noch nicht,

Dass Schule und Stadt unter Wasser steh’n.


Und Wellen krachen stur auf Brennholz,

Dicke Rinden halten’s warm

Und Fluten die ein Kraftwerk sprengen

Heizen es nur weiter an –

Es bricht hervor und es lodert vom Zaun –

Am Ende des Waldes brennt ein Baum!


Jeder Tag spült neuen Ärger

Wecker klingeln, Welten bleiben,

Augen fallen, Radio krächzt,

Schreie bringen dich zum Gähnen,

Kriege kochen denkbar schlecht


Weltgeschehen strudelt stolpernd

Küchentische werden Minen,

Wecker klingeln Gittern gleich,

Ein Husten macht ein Jahr zu Nebel,

Wecker heulen aus Gewohnheit


Irgendwer erbricht die Straße

Launt und schiebt die Zeitenwalze


Doch der Baum brennt trotzig weiter

Dass auch Gott es sehen kann,

Er Blutet in die fremde Stille,

Streckt sich wie ein Fluch gen Himmel,

Rauch bezeugte seinen Brand –

Er stand! Er stand!





Tanja Wagner (*2001) studiert in München Germanistik und Anglistik.







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Veröffentlicht von Jens Faber-Neuling

Redakteur von #kkl Kunst-Kultur-Literatur Magazin, Autor, Trainer und Coach im Bereich Potentialentfaltung und Bewusstseinserweiterung, glücklicher Papa und Ehemann.

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